Kann der Regen in dieser Woche die Waldbrandgefahr senken?
Wochenlang hat es in der Schweiz kaum geregnet. Das sorgt in vielen Wäldern für eine erhöhte Waldbrandgefahr. Diese Woche gibt es endlich Regen, doch hilft das?

Das Wichtigste in Kürze
- Die wochenlange Trockenheit sorgt hierzulande vielerorts für eine erhöhte Waldbrandgefahr.
- In dieser Woche soll es bis zu 80 Millimeter Niederschlag geben.
- Doch Regen an und für sich bedeutet noch keine Abnahme der Waldbrandgefahr.
Das seit Wochen schöne Wetter hat der Schweiz bisher traumhafte Frühlingstemperaturen beschert. Doch der Mangel an Regen sorgt auch für äusserst trockene Böden. Wochenlang hat es nicht richtig geregnet, in vielen Wäldern herrscht grosse Brandgefahr.
In dieser Woche soll es nun endlich richtig regnen. Meteorologen rechnen verbreitet mit 50 bis 80 Millimeter Niederschlag. Doch nur weil es regnet, bedeutet dies nicht automatisch, dass die Böden wieder feuchter werden und die Brandgefahr sinkt.

Hierzu sind nämlich drei Aspekte entscheidend, wie Waldbrandspezialist Marco Conedera von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auf Anfrage erklärt. Zunächst sei wichtig, dass es über längere Zeit regnet.
Kronen der Laubbäume und trockene Winde als wichtige Faktoren
«Anhaltender, nicht zu starker Regen ist also beste Voraussetzung dafür, dass auch der Oberboden etwas feucht wird», erläutert Conedera. «Zu starker (Platz-)Regen hingegen dringt kaum in den Boden ein, weil er von diesem abgestossen wird.» Dann laufe das Wasser oberflächlich ab und die oberste Bodenschicht nehme kein Wasser auf.

Ein weiterer Faktor sind gemäss Conedera die Laubbäume. Wenn diese «ihre Kronen komplett entfalten, dann schützen sie die Streuschicht und den Boden vor der direkten Sonneneinstrahlung». Im Bestand entstehe ein feuchtes Binnenklima. Dies fördere eine langsame Aufnahme des Regenwassers im Boden.
Als dritten entscheidenden Aspekt nennt Conedera trockene Winde: «Wenn nach dem Regen nicht sofort trockene Winde (Bise, Föhn) entstehen, bleiben die Streu und der Oberboden für einige Zeit feucht genug.» Bei Wind trockne der Boden schnell wieder aus.
Unter Trockenheits-Stress leidende Bäume anfälliger für Insekten und Krankheitserreger
Sollten die drei genannten Idealbedingungen gegeben sein, dann gehe die Waldbrandgefahr entscheidend zurück. Das sollte laut Conedera mindestens bis zum Juni reichen. Aber: «Natürlich bleiben extrem südexponierte Hänge wie zum Beispiel der Jurasüdfuss etwas anfälliger als das Mittelland oder die nördlichen Voralpen.»

Dennoch können solche Trockenphasen negative Auswirkungen haben. Jene Bäume, die gewohnt sind, ohne Wasserstress zu wachsen, seien lange Trockenphasen nicht gewöhnt. Diese würden den grössten Teil unserer Wälder ausmachen. Bei langanhaltenden heissen und trockenen Phasen würden sie unter Trockenheitsstress leiden – vor allem im Sommer.
«Unter Stress stehende Bäume sind anfälliger für Insekten und Krankheitserreger und können sogar auf grossen Flächen zu Grunde gehen», so Conedera. Das hätte sich am Trockensommer 2018 und seinen Folgen im letzten Jahr gezeigt.