Junge Frauen sind eher links, Männer rechts

In den letzten Jahren hat die Polarisierung zwischen den Geschlechtern vor allem bei jungen Menschen zugenommen. Dies zeigt eine US-Studie, eine ältere Umfrage von Sotomo im Auftrag der «NZZ» kam vergangenen Jahres zum gleichen Schluss. Und auch Katja Rost sagt gegenüber SRF, das Phänomen komme in allen Wohlstandsländern vor. Die Gründe dafür seien nicht ganz klar, so die Soziologin der Universität Zürich.

Eine mögliche Ursache sei die Wieder-Verfestigung von Geschlechterstereotypen. So bevorzugten Frauen eher sozialere Themen, unter anderem Emanzipations- und Gleichstellungsfragen. Und für diese Anliegen setzen sich die linken Parteien stärker ein. Männer hingegen, so Rost, interessierten sich eher für Themen aus Wirtschaft und Technik – Themen der rechten Parteien also.

Mit zunehmender Gleichstellung hätte Rost eigentlich erwartet, dass sich Männer und Frauen ähnlicher würden. Dass das Gegenteil eingetreten ist, könnte daran liegen, dass Frauen ihre Anliegen nicht verwirklicht sähen. In der Folge würden sie stärker politisieren.

Männer könnten aber davon ausgehen, dass in der Gleichstellung genug getan worden sei. Sie würden sich teils ausgeschlossen, diskriminiert oder unverstanden fühlen. Nun seien sie mal wieder an der Reihe, könnten sie sich denken, erklärt Rost.

Ein weiterer Grund könnte die «gleichgeschlechtliche Peer Group» sein – junge Menschen verbringen viel Zeit mit Personen des gleichen Geschlechts. Die Einflüsse davon fallen mit steigendem Alter weg, gleichzeitig habe man durch Partnerschaft oder Familie andere Identifikationsgruppen. Somit kommt es zu mehr zwischengeschlechtlichem Kontakt. In der Folge – das zeigen Studien – sind Männer und Frauen im Alter politisch ähnlicher.