Treue, bis der Tod uns scheidet – das war gestern. Heute interessieren sich auch immer mehr ältere Semester für nicht monogame Beziehungen.
Babyboomer
Auch viele Babyboomer interessieren sich für offene Beziehungsformen. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut der Umfrage eines Fremdgehportals finden viele Boomer monogame Beziehungen out.
  • 25 Prozent der Babyboomer geben an, eine sogenannte polyamore Beziehung zu bevorzugen.
  • Heisst: Sie lieben lieber mehrere Personen gleichzeitig als nur eine.
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Die offene Beziehung gewinnt an Beliebtheit – nicht nur bei der Gen Z. Auch ältere Generationen sind alternativen Beziehungsformen offenbar nicht abgeneigt. Das zumindest legt eine Umfrage des Fremdgehportals Ashley Madison nahe.

Demnach ziehen 25 Prozent der Babyboomer (Jahrgang 1946 bis 1964) die sogenannte polyamore Beziehung der monogamen vor. Heisst: Statt nur einer Person wollen sie mehrere gleichzeitig lieben.

Das geht also sogar noch einen Schritt weiter als die klassische offene Beziehung. Meist hat dabei eine Person einen Hauptpartner oder eine Hauptpartnerin, kann aber auch mit anderen Sex haben.

«Gibt auch locker eingestellte Babyboomer»

Dass sich auch viele Boomer von der klassischen Zweierbeziehung abwenden, überrascht die Basler Sexologin Melina Dobroka nicht. Es werde zwar grundsätzlich davon ausgegangen, dass diese Generation eher konservativ sei – aber: «Es gibt durchaus auch locker eingestellte Babyboomer», sagt sie zu Nau.ch.

Dobroka hat in ihrer Praxis ältere Pärchen beraten, die der Monogamie den Rücken kehren wollten. «Bei mir waren zum Beispiel Frau S. (63) und Herr L. (59), die seit über 25 Jahren ein Paar sind.»

Affäre
Eine heisse Affäre – aber eine erlaubte: So stellen sich heutzutage auch viele ältere Semester eine gesunde Beziehung vor. (Symbolbild)
Paare
Viele Babyboomer-Pärchen landen nämlich wegen sexueller Unlust in der Sextherapie. (Symbolbild)
Sex
Da kann es helfen, mit anderen Personen zu schlafen. (Symbolbild)

Mit der Zeit habe sich Langeweile ins Sexualleben der beiden eingeschlichen. «Also haben sie versucht, es mit einer offenen Beziehung aufzufrischen. Zunächst war das Frau S. unangenehm», erinnert sich die Therapeutin.

Doch die Frau war einverstanden, dass ihr Partner Sex mit anderen hat. «Als er die gemeinsame Abmachung umsetzte, merkte sie, dass sie neugierig wurde. Ihr Partner wirkte viel freier, fröhlicher und vor allem zufriedener.» In der Therapie habe sich die Frau eingestehen können, dass auch sie Sex ausserhalb der Beziehung ausprobieren will.

Paare wollen mit offener Beziehung Sexualität «retten»

Bei vielen Pärchen gehe es darum, dass sie wenig oder gar keine sexuelle Lust hätten – so auch bei den Babyboomern. «Sie versuchen, ihre gemeinsame Sexualität noch zu ‹retten›, indem sie in die Sexualtherapie kommen.»

Offene Beziehungen seien immer wieder ein Thema, das dabei auf den Tisch komme. «Davon versprechen sie sich einerseits leidenschaftliche Erlebnisse, andererseits neue Inputs für die Paarsexualität.»

Melina Dobroka
Melina Dobroka bietet in Basel Sexualtherapie an. - Raphaela Graf

Offene Beziehungen sind also oft Thema – Polyamorie laut Dobroka weniger. Sie kann sich aber an eine 50-jährige Klientin – Frau D. –erinnern, die polyamor lebte.

Könnten Sie sich eine nicht monogame Beziehung vorstellen?

«Bereits am Anfang ihrer Beziehung war das Thema Polyamorie ein zentraler Aspekt. Sie verliebte sich in einen Mann (56), der bereits so lebte», erzählt die Sexologin. «Er traf jeweils ein bis zwei andere Frauen neben ihr und hatte auch Sex mit ihnen.»

Das lief eine Zeit lang gut – doch dann habe sie ein ungutes Gefühl erhalten. «Sie hatte den Eindruck, dass sie nicht die Nummer eins war, einfach eine von vielen. Dieser Gedanke quälte sie.»

Dabei sei sie auch mit den anderen Frauen ausgekommen. «Jedoch war immer eine gewisse Missgunst vorhanden, die sie zunehmend plagte. Am Ende trennte sie sich von ihm.» Genau wie monogame bieten also auch offene Beziehungsformen Vor- und Nachteile.

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