Immer mehr junge Schweizerinnen und Schweizer können sich eine offene Beziehung vorstellen. Eine Frau, die damit Erfahrung hat, erzählt von Sex und Liebe.
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Eine Thurgauerin erklärt, warum sie nicht nur Sex mit ihrem Partner will. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer Umfrage sind 51 Prozent der Schweizer Gen Z offen für offene Beziehungen.
  • Eine Thurgauerin (36) hat damit Erfahrung – und schwärmt von dem Modell.
  • Für sie ist aber auch klar: «Für jeden ist das nicht geeignet.»
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Laut einer – nicht ganz unumstrittenen – Umfrage sind offene Beziehungen vor allem bei den Jungen kein Tabuthema mehr. 51 Prozent der Schweizer Generation Z «wären bereit, eine nicht-monogame Beziehung einzugehen». Damit liegt die Schweiz europaweit an der Spitze: Nur in Spanien sehen es gleich viele junge Menschen so.

Zum Beispiel für die 36-jährige Daniela Schnyder* aus dem Kanton Thurgau. Sie gehört zwar nicht zur Generation Z, doch für sie und ihren Partner war immer klar: Monogamie passt nicht zu ihnen.

«Ich verstand, dass ich keinen Besitzanspruch auf die Sexualität meines Partners habe. Und dass ich nicht alle Sex-Vorlieben meines Partners abdecken kann», sagt sie zu Nau.ch.

Offene Beziehung kann gegen Sex-Flaute mit dem Partner helfen

Schnyder und ihr Freund wollten sich nicht «in ein gesellschaftliches Korsett zwängen», sondern einander erlauben, ihre Sexualität weiter zu erkunden. Ausschlaggebend für den Entscheid war aber mehr die Neugier als die negative Erfahrung mit Monogamie, wie sie erklärt: «Ich war auch in glücklichen monogamen Beziehungen.»

Früher sei sie für offene Beziehungen nicht bereit gewesen. «Das braucht sehr viel Vertrauen und Selbstkenntnis. Man muss seine Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Grenzen gut kennen und kommunizieren.»

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«Ich verstand, dass ich keinen Besitzanspruch auf die Sexualität meines Partners habe.» Daniela Schnyder und ihr Freund führen eine offene Beziehung. (Symbolbild)
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Sie wollten sich nicht «ein gesellschaftliches Korsett zwängen», sondern einander erlauben, ihre Sexualität weiter zu erkunden.
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Doch Schnyder sieht auch Nachteile. Einer davon: Eifersucht. «Das kann immer wieder auftreten, auch wenn das Vertrauen gross ist.» (Symbolbild)

Hinzu kommt: Gewisse Dinge passen der Thurgauerin an der monogamen Beziehung einfach nicht. «Ich finde den Besitzanspruch einen kritischen Punkt. Man bleibt trotz Beziehung ein Individuum mit sexuellen Bedürfnissen und Wünschen.» Sie findet es eine «grosse Bürde», wenn man von einem Partner erwartet, all das abdecken zu müssen.

«Zudem nimmt der Sex in den meisten Langzeitbeziehungen ab – das Bedürfnis danach aber nicht unbedingt.» Das könne sogar ein Trennungsgrund sein, obwohl man die Person noch liebe. «Eine offene Beziehung hilft da.»

Sex, Eifersucht und Unsicherheiten

Doch Schnyder sieht auch Nachteile. Einer davon: Eifersucht. «Das kann immer wieder auftreten, auch wenn das Vertrauen gross ist.»

Da seien häufig Unsicherheiten im Spiel. Deshalb versuche sie jeweils herauszufinden, warum es sie störe, wenn er «diese eine Person» trifft. «Es kann auch vorkommen, dass einer von uns ein Veto einlegt.» Grundsätzlich könnten die beiden aber offen über ihre Dates und Sextreffen sprechen, so die 36-Jährige.

Obwohl Schnyder mit der von ihr gewählten Beziehungsform glücklich ist – sie ist sicher: «Für jeden ist das nicht geeignet.» Denn dazu sei viel Vertrauen nötig und die Fähigkeit, sich ohne Scham über Unsicherheiten auszutauschen. «Geht das nicht, würde ich keine offene Beziehung empfehlen.»

Was ist für Sie die beste Beziehungsform?

Sie warnt auch davor, die Beziehungsform als Lösung für alle Probleme zu betrachten. «Ich kenne durchaus auch Fälle, wo Beziehungen geöffnet wurden und das dann zum Ende der Partnerschaft geführt hat. Nur eine gesunde und solide Beziehung verträgt das.»

Sie finde grundsätzlich nicht, dass offene Beziehungen besser seien. «Ich halte sie für genau gleich gut wie monogame Beziehungen. Jeder muss für sich entscheiden, was besser passt.»

*Name geändert

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