Jetzt haben wir schon Stress wegen unserer Freizeit
Der Stress in unserer Welt nimmt zu – im Beruf, aber auch in der Freizeit. Schuld daran ist die ständige Erreichbarkeit – aber auch das grosse Hobby-Angebot.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Stress in unserer Gesellschaft nimmt zu – im Beruf wie auch in der Freizeit.
- Mit ein Grund dafür ist die ständige Erreichbarkeit via Handy und Internet.
- Aber auch das wachsende Freizeit-Angebot kann den Stress steigern.
Stress im Job, Entspannung in der Freizeit? Von wegen! In Deutschland werden viele auch in ihrer freien Zeit vom Stress verfolgt. Das geht aus dem «Freizeit-Monitor 2022» hervor.
Laut der Umfrage sind Deutsche etwa gestresst, wenn Zeit vergeudet wird. Heisst: In der Schlange oder im Stau stehen. Als störend erachten viele auch die Gesellschaft von Menschen, die man nicht mag. Oder dass schlicht zu wenig Zeit für sich selbst bleibt.
Verschwimmende Grenzen fördern den Stress
Auch hierzulande nimmt der Freizeit-Stress zu. Das bestätigt der ärztliche Direktor der Privatklinik Hohenegg in Meilen ZH, Professor Josef Jenewein.
«Das Phänomen Stress ist über alle Altersgruppen in der Gesellschaft präsenter», erklärt der Psychiater gegenüber Nau.ch. «Und es scheint insgesamt zuzunehmen».

Das liegt laut dem Direktor der Psychiatrie-Privatklinik auch in den verschwimmenden Grenzen zwischen beruflichem und privatem Leben. «Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit werden immer fliessender», so Jenewein. Ein Grund dafür sei die ständige Erreichbarkeit via Handy und Internet.
«Angebot an möglichen Aktivitäten wird grösser»
Doch: Auch das immer grösser werdende Freizeitangebot könne zum Stress beitragen, statt ihn zu lindern. «Das Angebot an möglichen Aktivitäten wird immer grösser. Es gibt mehr Dinge in weniger Zeit zu tun. Diese Problematik bringen auch unsere Patienten immer häufiger mit.»

Eine einfache Lösung kann der Psychiater nicht anbieten. «Es gibt aber ein paar hilfreiche Prinzipien aus der Forschung zur Stressbewältigung», so Jenewein. Die «Coping»-Strategien sollen dabei helfen, mit Stress erfolgreich umzugehen.
«Das Verhältnis zwischen Anforderungen und Bewältigungsmöglichkeiten muss ausgeglichen sein», meint der Experte. Konkret heisse das, die Anforderungen zu überprüfen und wenn möglich anzupassen. «Wenn das nicht geht, Bewältigungsmöglichkeiten verstärken, etwa durch gezielte Erholung oder Anforderung von Unterstützung.»