Mafia

Italienischer Publizist Roberto Saviano tritt in Lugano auf

Keystone-SDA
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Bellinzona,

Roberto Saviano ist am Sonntag in Lugano aufgetreten. Dabei sprach der italiensche Publizist auch über die Mafia und die italienischen Medien.

Roberto Saviano
Der Mafia-Experte und italienische Publizist Roberto Saviano ist am Sonntag in Lugano aufgetreten. - keystone

Der unter Polizeischutz lebende italienische Journalist und Schriftsteller Roberto Saviano ist am Lugano International Festival Endorfine aufgetreten. Mit dem Bekenntnis, nach 20 Jahren Kämpfen überlasse er den Sieg nicht der Mafia, erntete er tosenden Applaus.

Er könne sich einfach nicht vom Schreiben lösen, antwortete der italienische Autor und Mafia-Experte Saviano bei seinem Auftritt am Sonntag in Lugano auf die Frage, warum er trotz Morddrohungen und einem Leben unter Polizeischutz weitermache und immer wieder neue Bücher über die Mafia schreibe.

Saviano analysierte 2006 in seinem Buch «Gomorrha» die Strukturen der neapolitanischen Mafia, landete einen Welterfolg und lebt seither wegen Morddrohungen unter Polizeischutz. Er machte öffentlich, dass er zeitweise unter Depressionen und Suizidgedanken leidet und Antidepressiva nahm oder nimmt. In den letzten Jahren sagte er mehrmals öffentlich, es sei das alles nicht wert gewesen.

Insbesondere, was seine Arbeit und sein Erfolg mit seiner Familie mache, bedrücke ihn stark, erklärte er am Sonntagabend am Kulturfestival Endorfine in Lugano. Nach seinem Erfolg mit «Gomorrha» seien seine Verwandten nach Norditalien geflüchtet, wo sie im Versteckten lebten. Dort, an diesem Ort, sei vor einiger Zeit eine seiner Tanten an Alzheimer gestorben.

Immer wieder frage er sich, wie und ob er so weitermachen könne. Während einiger Jahre lebte er in New York, inzwischen ist er nach Italien zurückgekehrt. Trotzdem könne er nicht aufgeben, erklärte der 45-Jährige im Tessin. «20 Jahre kämpfen und dann der Mafia den Sieg überlassen?», rief Saviano ins Publikum. Das könne er nicht.

Er sei Schriftsteller, sagte er schlicht. Er wolle erzählen, andere Menschen erreichen, mit ihnen etwas teilen. «Ich wünsche mir, dass meine Worte zu Bildern anderer werden», sagte Saviano. Aber er zahle einen sehr hohen Preis für dieses Leben als Journalist und Schriftsteller. Sein jüngstes Buch «L'amore mio non muore» handelt von den Frauen in der Mafia.

Schon beim Betreten der Bühne im Kongresszentrum erntete Saviano tosenden Applaus, der kaum enden wollte. Im Gespräch zeigte sich der in Neapel Geborene als schneller Denker und noch schnellerer Redner, er schlug den Bogen von der Mafia zu den Medien, und von Italien nach Mexiko. In vielen Antworten führte Saviano rasch weg vom Persönlichen und hin zum Philosophischen und Allgemeinen.

«L'Italia è un pozzo nero» – «Italien ist eine schwarze Grube», sagte er mehrmals. Die Mühlen der italienischen Justiz würden enorm langsam mahlen, Anwälte würden im Kampf gegen die Mafia aufgeben. Das «italienische System» bewältige das alles nicht, resümierte Saviano.

Auch die Medien in seinem Land kritisierte der Journalist stark. Die grossen Recherchen – in Italien «inchieste» genannt – würden zunehmend vom «Gossip» – dem «Geschwätz» – verdrängt, beklagte er. Auch dafür erntete der brillante Denker und Redner Applaus.

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