Italienische Patienten können günstiger in Bergeller Altersheim
Ein Altersheim im Bergell nimmt italienische Patientinnen und Patienten zu vergünstigten Konditionen auf, um seine Finanzen zu stabilisieren.

Ein Altersheim im Bündner Südtal Bergell nimmt italienische Patientinnen und Patienten zu vergünstigten Konditionen auf. Ziel ist es, mit dem umstrittenen Modell die Finanzen des Heims zu stabilisieren. Die Leitung des Centro sanitario Bregaglia (CSB) informierte über die Hintergründe und die Zukunft des Projekts.
Die Patientinnen und Patienten sollen nur 70 bis 80 Prozent des regulären Tarifs bezahlen, wie Maurizio Michael, Präsident der Verwaltungskommission des CSB am Montagabend erklärte. Das Problem: Leerstehende Betten verursachten Kosten – diese wolle man durch das Modell decken.
Vorgesehen ist, dass maximal sechs Betten an italienische Patientinnen und Patienten vergeben werden – jedoch nur unter klaren Bedingungen: Die Aufenthaltsdauer ist auf drei Monate begrenzt, ein Vertrag wird unterzeichnet, und Einheimische haben Vorrang. «Das CSB funktioniert wie ein Unternehmen und muss entsprechend wirtschaftlich geführt werden», betonte Michael.
Grenzüberschreitendes Pflegeprojekt als Lösung?
Gleichzeitig reagiert das Projekt auf die angespannte Pflegesituation in Norditalien. Dort sind Wartelisten für Pflegeplätze lang und periphere Spitäler werden zunehmend geschlossen. «Aus einer Notlage möchten wir ein langfristiges Projekt entwickeln», so Michael.
Geplant ist ein grenzüberschreitendes Modell mit dem Altersheim im benachbarten Valchiavenna. Der Vorschlag ist derzeit noch nicht angenommen. Auch wird geprüft, ob Italien einen finanziellen Beitrag leisten könnte, um die Tarifunterschiede auszugleichen.
Kreatives und wegweisendes Modell
Michael bezeichnet das Projekt als «kreativ, experimentell und wegweisend». Vergleichbare Modelle seien weder im Kanton noch schweizweit bekannt, sagte er diesen Sommer zu RSI Radiotelevisione svizzera.
Langfristig könnte die Auslastung jedoch eher durch Schweizer Patientinnen und Patienten steigen. Bereits heute stammen laut dem Jahresbericht 2024 rund 40 Prozent der Bewohnenden aus dem Oberengadin. Grund ist der Aufnahmestopp in den Heimen Promulins (Samedan) und Du Lac (St. Moritz) aufgrund von Personalmangel.