Islamkenner ärgert sich über Betverbot Idee der SVP

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Wer ein Betverbot fordere, sei nicht nur ahnungslos, sondern habe auch «ein eigentümliches Verständnis eines Rechtsstaats», so der Islam-Spezialist.

Ein betender Muslime auf einem roten Teppich.
Ein Muslime betet in einer Moschee. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SVP will auf nationaler Ebene ein öffentliches Bet-Verbot für Muslime fordern.
  • Damit beschneide die SVP die Freiheit viel mehr, als dies die Muslime tun, findet die SP.
  • Der Islamwissenschaftler gibt den Linken Recht: Die Forderung sei «absurd».

Widerstand regt sich in der Schweiz: Die SVP will Muslimen das öffentliche Beten verbieten. Nicht etwa, weil diese das auf eidgenössischem Grund besonders oft tun würden. Vielmehr handelt man nach dem Prinzip «Wehret den Anfängen», wie der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann erklärt.

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«12 Millionen Menschen in der Schweiz? Das ist kein Wunsch von mir, aber es ist machbar», sagt er. - Keystone

Das rechts-bürgerliche Bestreben nach einem Betverbot für Muslime regt wiederum die Linken auf. «Die grösste Gefahr für Freiheit und Demokratie hierzulande sind nicht Muslime, sondern die SVP», schimpft SP-Nationalrat Cédric Wermuth.

Keine politischen Parolen in islamischen Gebeten

Trifft es denn tatsächlich zu, dass in islamischen Gebeten Christen und Juden verunglimpft werden? Nau hat beim Islam-Experten Florian Zemmin, Professor an der Universität Bern, nachgefragt.

Florian Zemmin ist Doktor der Islamwissenschaft an der Universität Bern.
Florian Zemmin ist Doktor der Islamwissenschaft an der Universität Bern. - Zvg

«Die Diskussion ist an Absurdität kaum zu überbieten», stellt Zemmin seine Position klar. Dass es kaum Muslime gebe, die öffentlich beten, wolle er gar nicht einfliessen lassen, so der Professor. Es gebe auch sonst genügend Argumente gegen ein Verbot.

«Im Gebet werden keine politischen Parolen oder Handlungsanweisungen für den Alltag gegeben», betont Zemmin. Verse seien weder Anweisung für Politik, noch Gesellschaft oder den Umgang mit anderen.

Inhalt muslimischer Gebete unwichtig

«Der genaue Inhalt der rezitierten Verse ist gar nicht zentral, sondern vielmehr deren «heiliger» Status», erklärt Zemmin. Wenn es denn um den Inhalt gehen solle, empfiehlt Zemmin einen Blick auf die erste Sure des Korans: «Sie betont die Barmherzigkeit Gottes und ist immer Bestandteil des Gebets», so Zemmin.

Glarner Nationalrat
SVP-Nationalrat Andreas Glarner fordert ein Betverbot für Muslime. - Keystone

Dass sich nun die Politik dem Thema dieser Art nähere, sei darum sinnlos. «Der genannte Vorstoss entbehrt nicht nur jeder Kenntnis von islamischen Praktiken, sondern offenbart auch ein eigentümliches Verständnis eines freiheitlichen Rechtsstaats», so der Wissenschaftler.

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