«Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» von Margarethe von Trotta
Margarethe von Trotta hat die Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch in einen Kinofilm verpackt: Reise in die Wüste ist jetzt im Kino.

Erneut widmet sich die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta in einem Film einer historischen Frauenfigur. «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» fokussiert auf die amour fou zwischen Max Frisch und der Autorin. Beim Publikum wird diese Meisterleistung nachhallen.
Es fängt nicht gut an: Max Frisch ist ein Alptraum. Damals, Ende der 1950er-Jahre, ist er, wie bis heute, Schweizer Starschriftsteller. In Erscheinung tritt er als höhnend lachende Stimme aus dem Telefonhörer. Ingeborg Bachmann lauscht, ihr Gesicht eine Maske.

Und das Gefühl beim Zuschauen? Ein diffuses Unwohlsein. Es befällt einen bei dieser ersten Szene und wird sich den ganzen Film über halten. Dennoch ist «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» einer der schönsten Filme des Jahres.
Regisseurin Margarethe von Trotta hat sich filmisch schon mehrmals leidenschaftlichen (historischen) Frauenfiguren angenähert – etwa Rosa Luxemburg und Hannah Arendt. Nun stellt sie die österreichische Lyrikerin und Prosautorin Ingeborg Bachmann ins Zentrum ihres neusten Films. Dabei fokussiert sie auf Bachmanns Beziehung zu Max Frisch. Die beiden werden von Vicky Krieps («Corsage») und Ronald Zehrfeld («Die schwarze Spinne») bravourös verkörpert.

Sie begegnen sich 1958 in Paris. Dass sich die beiden zueinander hingezogen fühlen (und sich dagegen nicht wehren können), lässt sich von Anfang an erahnen. Von Trotta setzt Licht, Dialoge und simpelste Handlungen, etwa einen versteckten Kuss im Hotelflur, so gekonnt ein, dass man die Spannung in der Luft zu spüren meint.
Die beiden stürzen sich in eine rauschhafte, doch toxische Beziehung. Ihr gemeinsamer Weg führt in Max Frischs Heimatstadt Zürich und in Ingeborg Bachmanns Wahlheimat Rom. Doch die Liaison ist von Anfang an geprägt von Reibungen und Auseinandersetzungen zwischen zwei eigensinnigen und kompromisslosen Persönlichkeiten. Beide sind bereits bekannt durch ihre schriftstellerischen Werke.
Nach etwas über vier Jahren beendet Max Frisch die Beziehung. Ingeborg Bachmann kommt nicht von ihm los – gedanklich. Während einer Reise in die Wüste versucht sie, sich davon zu befreien.
Genau so wie die amour fou bei der Schriftstellerin nachhallt, brennt sich der Film beim Publikum ein: bildstark, ruhig, zärtlich – eine elegante Meisterleistung über einen historischen Stoff.*