Indizienprozess am Kreisgericht St. Gallen: Mörder oder Lockvogel

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Stadt St. Gallen,

Ein 37-jähriger Mann steht unter anderem wegen Mord und Diebstahl vor Gericht. Sein Verteidiger bestreitet allerdings die Beteiligung an der Tat.

Kreisgericht
Das Kreisgericht Rheintal im Kanton St. Gallen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 37-jähriger Serbe steht unter anderem wegen Mord vor Gericht.
  • Er soll einen Landsmann wegen Geldproblemen ermordet und bestohlen haben.
  • Sein Verteidiger sagt, der Beschuldigte sei als Lockvogel missbraucht worden.

Ein Tötungsdelikt im Umfeld eines illegalen Spielwetten-Systems ist am Dienstag in St. Gallen vor Gericht verhandelt worden. Die Staatsanwaltschaft forderte für einen 37-jährigen Serben wegen Mordes eine Freiheitsstrafe von 18 Jahren. Die Verteidigung bestritt die Beteiligung des Beschuldigten an der Tat.

Mitte Juli 2017 war in einem Waldstück im Kanton Thurgau von einer Spaziergängerin die verkohlte Leiche eines Mannes gefunden worden. Für die Polizei war schon nach wenigen Tagen klar: Der 41-jährige Serbe war einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen.

Freiheitsstrafe, Landesverweis und Geldbusse

Am Dienstag stand der mutmassliche Täter in St. Gallen vor Kreisgericht. Der 37-jährige Serbe soll den Landsmann getötet haben. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Mordes, Diebstahls, rechtswidrigen Aufenthalts und Erwerbstätigkeit ohne Bewilligung an.

Sie forderte eine Freiheitsstrafe von 18 Jahren und eine Landesverweisung von 15 Jahren. Die Vertreter der Privatkläger verlangen Genugtuungen zwischen 12'500 und 50'000 Franken.

Wald
Das Opfer wurde in einem Wald bei Thurgau gefunden. (Symbolbild) - Keystone

Das Opfer, ein in Serbien bekannter Kickboxer, habe mit illegalen Geldautomaten und Spielwetten grosse Gewinne gemacht. Mehrere Gläubiger sollen Schulden bei dem 41-Jährigen gehabt haben. «Er hatte sich als Türsteher viele Feinde gemacht», sagte der Staatsanwalt.

«Geld notfalls mit Gewalt einfordern»

Nur der Beschuldigte komme als Täter in Frage. Er habe sich Geld von seinem Landsmann geliehen und an Geldspielautomaten und bei Onlinegeldspielen verzockt. «Er war daher nicht in der Lage, den Kredit zurückzuzahlen.

Er wusste, dass der Geldgeber das Geld notfalls mit Gewalt einfordern würde». So heisst es in der Anklageschrift.

«Nur der Tod des Geldgebers löste sein Problem», so der Staatsanwalt. Der Beschuldigte soll sein Opfer zu sich nach Hause bestellt und dort erschlagen haben. Die Leiche soll der Täter in einem Wald im Kanton Thurgau mit Brandbeschleuniger überschüttet und angezündet haben.

Der Angeklagte sei der Letzte gewesen, der mit dem Vermissten telefoniert habe. In seiner Wohnung wurden DNA-Spuren und Blut vom Opfer gefunden. Ausserdem waren am Fundort der Leiche DNA-Spuren des 37-Jährigen. Er soll auch noch 2500 Franken aus dem Portemonnaie des Toten gestohlen haben.

Gericht
Der Gerichtssaal. (Symbolbild) - Nau

Zunächst sei er angesichts der Spuren erschlagen gewesen, sagte der Verteidiger: «Alles sprach gegen den Beschuldigten.» Die gefundenen Spuren seien aber nicht mit den Aussagen der Beteiligten in Einklang zu bringen.

Entlastende Hinweise blieben unbeachtet

Er kritisierte das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden. Bei allen entlastenden Hinweisen sei weggeschaut worden. Es seien häufig Einvernahmen in Abwesenheit der Verteidigung vorgenommen worden. Die Hausdurchsuchungen seien rechtswidrig erfolgt.

Der Beschuldigte bestreitet die Tat. Vor Gericht machte er keine weiteren Aussagen. Aus seinem Schweigen dürfe nicht auf die Schuld geschlossen werden, meinte sein Anwalt.

Das Motiv für die Tat sei konstruiert worden. Die Theorie, der Beschuldigte habe dem Landsmann ein Darlehen zurückzahlen müssen, sei rein spekulativ.

Sowohl die Tatwaffe als auch das Fahrzeug, mit dem das Opfer entsorgt worden war, fehlten. Es gäbe genügend andere Personen, die ein Motiv für die Tat gehabt hätten. «Der Beschuldigte ist als Lockvogel missbraucht worden», so der Verteidiger.

Kommentare

Weiterlesen

Nürnberg
Medels im Oberland
Blieb stecken
Sydney/Würzburg
Senevita Dorfmatt Münsingen
Paid

MEHR AUS ST. GALLEN

St. Gallen
St.Gallen
Eggersriet
e-voting
Eggersriet