In Kletterhallen ist Luft verschmutzter als an Strassen
Der Abrieb von Kletterschuhen belastet die Luft in Hallen, teils stärker als an stark befahrenen Strassen. Das zeigt eine Studie aus der Schweiz und Österreich.

Das Wichtigste in Kürze
- In Kletterhallen ist die Luft teils stärker belastet als an viel befahrenen Strassen.
- Schuld ist der Gummiabrieb von Kletterschuhen, wie eine Studie zeigt.
- Forscher fordern Vorsicht, besonders für Kinder, wegen möglicher Gesundheitsrisiken.
Der Gummiabrieb von Kletterschuhen sorgt in Kletterhallen für dicke Luft. Die Konzentration potenziell schädlicher Chemikalien ist in Kletterhallen teils höher als an viel befahrenen Strassen. Dies zeigen Forschende aus der Schweiz und Österreich in einer neuen Studie.
Studienleiter Thilo Hofmann von der Universität Wien erklärt in einer Mitteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL): «Die Luftverschmutzung in den Boulderhallen war höher, als wir erwartet hatten.»
Brisant: «Die von uns gemessenen Werte gehören zu den höchsten, die jemals weltweit dokumentiert wurden. Vergleichbar mit mehrspurigen Strassen in Megastädten.»
Gummiabrieb ist Hauptquelle für Chemikalienaufnahme
Die tägliche Aufnahme von Chemikalien aus Gummiabrieb (RDCs) ist höher als die Aufnahme über alle anderen bekannten Wege. Dies hielten die Forschenden in ihrer Studie in der Fachzeitschrift «Environmental Science and Technology Air» fest.
Besonders hohe Konzentrationen wurden dort gemessen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkamen.
Dies betrifft sowohl Menschen, die Kletterhallen besuchen, als auch jene, die in diesen Hallen arbeiten. «Das Indoor-Klettern wird immer beliebter», schrieben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Studie.
«Allein in den USA nahmen 2023 etwa 6,36 Millionen Menschen an diesem Sport teil. Und weltweit beschäftigen Klettereinrichtungen wahrscheinlich Tausende von Mitarbeitenden, die am Arbeitsplatz potenziell hohen RDC-Konzentrationen ausgesetzt sein könnten.»
Forschende fordern Vorsicht – besonders für Kinder
Was dies für die menschliche Gesundheit bedeutet, ist laut den Forschenden bislang noch unklar.
Hofmann hält es aber für sinnvoll, schon Massnahmen zu ergreifen, bevor alle Details zu den Risiken bekannt sind. Dies insbesondere im Hinblick auf sensible Gruppen wie Kinder.
Grund für die Luftverschmutzung in Kletterhallen sind die Sohlen von Kletterschuhen. Diese bestehen aus ähnlichen Gummimischungen wie Autoreifen. Sie enthalten Zusatzstoffe, die im Verdacht stehen, Mensch und Umwelt zu schädigen.
Solche Zusatzstoffe werden dem Gummi beigemischt, um ihn widerstandsfähiger und langlebiger zu machen.
Forschende untersuchten Kletterschuhe
Für die neue Studie sammelten die Forscherinnen und Forscher Staubproben aus neun Kletterhallen in der Schweiz, Frankreich, Österreich und Spanien.
Ausserdem entnahmen sie mit einem speziellen Gerät, einem sogenannten Impinger, Luftproben. Dieses Gerät simuliert das menschliche Atmungssystem.
Zusätzlich analysierten sie 30 verschiedene Kletterschuhsohlen aus dem Einzelhandel. Dies, um deren chemische Zusammensetzung mit den in den Hallen gefundenen Partikeln zu vergleichen.
In den 30 getesteten Paaren Kletterschuhe fanden die Forschenden dieselben Chemikalien wie in Autoreifen. Unter den 15 identifizierten Zusatzstoffen war auch 6PPD, ein Gummistabilisator, dessen Abbauprodukt mit Fischsterben in Flüssen in Verbindung gebracht wird.
Mehr Forschung nötig
Die Betreiber aller untersuchten Kletterhallen hätten ein hohes Interesse an der Verbesserung der Luftqualität in ihren Hallen gezeigt. Dies betonten die Forschenden in der Mitteilung der EPFL.
Es sei aber mehr Forschung notwendig, um zu verstehen, wie sich diese Substanzen auf den menschlichen Körper auswirken.
Laut den Forschenden sollte auch genauer untersucht werden, wie stark Mitarbeitende in der Produktion von Kletterschuhen diesen Partikeln ausgesetzt sind.