Im Kanton Genf werden ab Ende März wegen Geldmangels 200 Notunterkünfte verschwinden. Die Stadt Genf und zahlreiche Verbände haben deshalb am Montag Alarm geschlagen und an die Verantwortung der anderen Gemeinden appelliert. Diese sollen sich stärker finanziell beteiligen, damit die Menschen nicht auf der Strasse landen.
Genf
Die Betreuung von Obdachlosen wird in Genf neu geregelt. (Symbolbild) - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Es bestehe dringender Handlungsbedarf, sagte die Sozialvorsteherin der Stadt Genf, Christina Kitsos, am Montag vor den Medien.
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In wenigen Tagen dürften sich laut ihren Angaben mehr als 200 Menschen auf der Strasse wiederfinden.

Im letzten Winter standen an verschiedenen Orten des Kantons mehr als 577 Unterschlupfmöglichkeiten für Obdachlose zur Verfügung. Ein Rekord. Diese Plätze wurden vom Kollektiv der Vereine für soziale Notfälle , der Karawane ohne Grenzen oder der Heilsarmee verwaltet.

Laut dem Präsidenten des Kollektivs der Vereinigungen für soziales Handeln, Alain Bolle, werden bis Ende März rund 120 Plätze in diesem Netzwerk wegfallen, und auch die Notschlafstellen würden geschlossen. «Wir steuern auf einen humanitären Tsunami zu», sagte Bolle.

Gemäss einer aktuellen Studie der Universität Genf gibt es im Kanton durchschnittlich 730 Obdachlose. Laut Valérie Spagna, Direktorin der von der Heilsarmee verwalteten Unterkunft «Le Passage», sollten als Basis 500 Unterkünfte garantiert werden. Im Idealfall sollten ihrer Meinung nach aber 700 Plätze angestrebt werden.

In Genf verteilt ein neues Gesetz die Zuständigkeiten für die Aufnahme von Obdachlosen zwischen dem Kanton und den Gemeinden. Es fehle aber noch eine Anwendungsregelung, kritisierte Bolle. Ohne die Unterstützung von privaten Spendern hätten deshalb bereits im letzten Winter zahlreiche Unterkünfte für Obdachlose gefehlt.

Die Stadt Genf erwartet von den anderen Gemeinden, dass diese sich stärker am finanziellen Aufwand für die Notunterkünfte beteiligen. Bisher trugen sie insgesamt rund eine Millionen Franken bei, während die Stadt Genf für 2022 rund 15,6 Millionen Franken budgetiert.

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