In China Realität: Mit der Hand bezahlen – bald auch in der Schweiz?

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

China,

In China kann man bereits heute mittels Handflächen-Scan bezahlen. Ist das auch in der Schweiz die Zukunft des Zahlungsverkehrs? Ein Experte schätzt ein.

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Bezahlen per Handfläche: kein Witz, sondern in China bereits möglich. - x / @PicturesFoIder

Das Wichtigste in Kürze

  • In China kann man seit rund zwei Jahren mit der Handfläche bezahlen.
  • Könnte die Technik bald Bargeld, Kärtli & Co. ablösen?
  • Ein Experte schätzt die Chancen einer Einführung in der Schweiz ein.

Stell dir vor, du willst in einem Laden etwas kaufen. Doch dann merkst du: Ich habe weder mein Portemonnaie noch mein Handy dabei ... In China kein Problem: Dort kann man nämlich per Handscan zahlen.

Was in unseren Augen wie Science-Fiction klingen mag, ist im Reich der Mitte bereits Realität. Und nicht nur in China: Auch Amazon setzt in den USA auf die Handscan-Technik.

Hinter dem Handscanner im Video steckt die chinesische Techfirma Tencent. Ihr «Weixin Palm Scan Payments Service» wurde 2023 offiziell in der chinesischen Stadt Guangdong eingeführt. Das schreibt die Firma auf ihrer Webseite.

Wir brauchen bereits biometrische Bezahlmethoden

Und so funktionierts: Es sei eine neuartige Kamera und ein zweistufiges Verfahren entwickelt worden, heisst es. Das System erkenne sowohl die Linien auf der Handfläche als auch die Adern unter der Handfläche.

Da stellt sich die Frage: Werden auch wir Schweizerinnen und Schweizer künftig per Handfläche bezahlen?

Nau.ch wollte es genauer wissen und hat Tobias Trütsch befragt. Er ist Leiter des Center for Financial Services Innovation an der Universität St. Gallen und sagt:

«Grundsätzlich verwenden wir bereits biometrische Bezahlmethoden mit dem Mobiltelefon. Wir authentifizieren uns mit dem Fingerabdruck oder der FaceID, um das Mobiltelefon zu entsperren und die Zahlung auszulösen.»

Zentrale Datenspeicherung ist heikel

Der springende Punkt: «Diese Daten sind ausschliesslich auf dem Handy gespeichert», erklärt Trütsch. Beim Handflächenscan hingegen müssten die Daten der eigenen Handfläche auf einem zentralen Speicher liegen.

Doch: Aus Datenschutzgründen wolle wohl niemand, dass die biometrischen Daten zentral liegen. Denn diese könne man nicht einfach «ersetzen» wie ein Passwort, falls sie gestohlen werden.

Ein weiteres Hindernis: Die Bezahl-Terminals müssten alle umgerüstet respektive neu beschafft werden. Laut Trütsch wolle der Handel aktuell aber keine neuen Terminals bezahlen.

Ausserdem funktioniere die Zahlung mit dem Handy sehr effizient.

Das Bedürfnis für einen Handscan in der Schweiz sei wohl zu wenig hoch. «Der Mehrwert ist zu klein», schätzt Trütsch ein.

Physische Bezahlkarten könnten ganz verschwinden

Die Tage der physischen Bezahlkarten könnten aber laut Trütsch bald gezählt sein: «Die physischen Bezahlkarten werden wohl irgendwann verschwinden und im Handy integriert werden.» Und das Smartphone ist dann mit biometrischem Zugang gesichert. Das sei sicherer als eine herkömmliche PIN.

Bezüglich Akzeptanz des Handflächen-Scans als Bezahlmittel in der Schweizer Bevölkerung ist Trütsch kritisch: «Ich denke nicht, dass das auf Anklang stösst.»

Denn die Technologie birgt auch einige Risiken, etwa wenn man an den Datenschutz denkt. «Ausser die Daten wären vielleicht bei einer vertrauenswürdigen Institution gespeichert wie beim Bund oder der Nationalbank.»

Mit Handscan bezahlen: Würdest du da mitmachen?

«Aber auch diese Daten könnten gehackt werden», gibt Trütsch zu bedenken. Und man wisse ja nie, ob plötzlich eine nicht wohlwollende Regierung an die Macht komme. Trütsch stellt klar: Im Unterschied zur Schweiz ist China «ein Überwachungsstaat».

In der Schweiz gibt es schon Personen, die zum Zahlen nur Hand hinstrecken

In der Schweiz gibt es bereits Personen, die nur ihre Hand hinstrecken, wenn sie bezahlen wollen. Jedoch nicht mit der Handscan-Technologie. Sondern sie tragen ihre Kreditkarte unter der Haut.

Einer von ihnen ist der Luzerner Stefan Muff. Er hat sich ein Bezahl-Implantat einsetzen lassen, wie einst «zentralplus» berichtete.

Würdest du dir einen Kreditkarten-Chip implantieren lassen?

Er kann seine Hand also an die herkömmlichen Kartenlesegeräte hinstrecken. Und mit seinem implantierten Chip bezahlen. Und dies, ohne sich Gedanken zu machen, was mit seinen biometrischen Daten geschieht.

Übrigens: Neu gibt es auch den Fingernagel-Chip zum Bezahlen. Entwickelt hat die Technologie ein Schweizer Start-up. Der Chip wird wie ein Inlay mit Spezialgel auf den Nagel aufgetragen.

Die Zukunft wird zeigen, ob sich eine dieser neuen Bezahltechnologien bei uns im Alltag durchsetzen wird.

Kommentare

User #4371 (nicht angemeldet)

Geldmenge M2 steigt jährlich um etwa 8%, Wachstum um 0,4%. So kann auch jeder .... die Assetpreisinflation ausrechnen!

User #4603 (nicht angemeldet)

China ist überhaupt kein Vorbild, nicht einmal ansatzweise! Das Gegenteil von Chinas entwicklung im Blick zu haben ist der richtige Weg!

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