Immer mehr Bäckereien schliessen – wegen Aufbackteig
Billig-Teig statt Handwerk: Jede zweite Bäckerei macht dicht – der Aufbackboom aus dem Ausland ist schuld.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Bäckereien in der Schweiz müssen schliessen.
- Schuld daran sind Billig-Teige aus dem Ausland zum Aufbacken.
- Neue Deklarationspflicht soll Kunden animieren, in den lokalen Bäckereien einzukaufen.
Jede zweite Bäckerei in der Schweiz macht dicht. Gestern, Montag, wurde bekannt, dass auch der Zürcher Limmatbeck alle sechs Filialen schliesst.
Schuld am Sterben der Bäckereien sind billige Aufbackwaren aus dem Ausland. Der Siegeszug industrieller Teige bringt das traditionelle Bäckerhandwerk zunehmend in Bedrängnis.
In der Schweiz hat statistisch gesehen in den vergangenen Jahrzehnten fast jede Woche eine Bäckerei geschlossen. Und die Tendenz ist steigend. Im Jahr 2000 gab es noch rund 2500 traditionelle Bäckereien im Verband Schweizer Bäcker-Confiseure (SBC). Heute sind es weniger als die Hälfte: gerade noch gut 1200 Betriebe.
Claudia Vernocchi, Vizedirektorin des Verbands, nennt gegenüber SRF verschiedene Gründe für das Bäckereisterben: von finanziellen Engpässen über schlechte Standorte bis zu fehlenden Nachfolgelösungen in Familienbetrieben.
Doch ein Faktor sticht besonders heraus: die wachsende Konkurrenz durch industrielle Aufbackwaren.
Längst machen nämlich nicht mehr nur Supermärkte den Bäckereien das Leben schwer. Auch Tankstellenshops, Discounter und neue Ketten setzen auf tiefgekühlte, importierte Teige, die vor Ort nur noch aufgebacken werden. Das spart Kosten – und verdrängt das traditionelle Handwerk.
Die Qualität leidet – und mit ihr eine Backkultur
Allein im vergangenen Jahr wurden über 161'000 Tonnen Backwaren in die Schweiz importiert. Rund die Hälfte mehr als noch vor zehn Jahren. Darunter unter anderem Fertigteige für Brot, Gipfeli, Weggli und Pizza, so SRF.
«Die Importe von Fertigteigen sind ein Problem, weil sie eine Konkurrenz zu den handgefertigten Produkten in unseren Betrieben sind», sagt Vernocchi.
Transparenz gegen Teigflut
Seit sieben Monaten gilt eine Deklarationspflicht: Verkaufsstellen müssen offenlegen, woher ihre Backwaren stammen. Kunden sollen sofort erkennen, ob ihr Brot vom lokalen Beck kommt – oder ob es sich um importierte Aufbackware handelt.
Mehr Transparenz soll folglich das Handwerk stärken und den Griff zum echten Bäckerbrot fördern.