Im Berner Seeland wird immer mehr Französisch gesprochen
Im Berner Seeland wird immer mehr Französisch gesprochen, wie eine Umfrage des Forums für die Zweisprachigkeit zeigte.

In mehreren deutschsprachigen Gemeinden der Region Biel-Seeland nimmt der Anteil der französischsprachigen Bevölkerung weiter zu. Das geht aus einer Umfrage des Forums für die Zweisprachigkeit hervor. Die demografische Entwicklung wirft in einigen dieser Gemeinden Fragen auf.
«Die Bewegung einer zunehmend französischsprachigen Bevölkerung in unsere Region macht nicht an den Grenzen von Biel halt», sagte die Direktorin des Forums für die Zweisprachigkeit Virginie Borel. Der Trend lasse auch in den Nachbargemeinden nicht nach.
In Biel ist der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner, die Französisch als Verwaltungssprache gewählt haben, zwischen Ende 2023 und 2024 von 43,9 auf 44,4 Prozent gestiegen. Das Forum für die Zweisprachigkeit stellte fest, dass die Verwaltungskreise Biel und Seeland von dieser mehrsprachigen Entwicklung geprägt sind.
Mehrheitlich Deutsch mit wachsenem Französischenanteil
Die Region umfasst 61 Gemeinden, von denen 59 deutschsprachig und zwei zweisprachig sind – nämlich Biel und Leubringen. Von den 46 Gemeinden, die an der Umfrage teilnahmen, weisen 31 einen Anteil an Französischsprachigen von weniger als einem Prozent auf, während in zehn weiteren Gemeinden der Anteil zwischen 10 und 20 Prozent liegt. In fünf Gemeinden liegt der Anteil der Französischsprachigen bei mehr als 21 Prozent.
Insbesondere in Nachbargemeinden Biels wie Nidau, Port oder Brügg gibt es eine starke französischsprachige Minderheit. Gleiches gilt für die an den Kanton Neuenburg angrenzenden Gemeinden wie Gals oder Gampelen. Viele Französischsprachige entscheiden sich aus steuerlichen Gründen oder wegen der Wohnungssuche dafür, sich in diesen Gemeinden niederzulassen.
Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der deutschsprachigen Gemeinden sowohl auf ihren Websites als auch in ihren amtlichen Publikationen ausschliesslich auf Deutsch kommuniziert. Vier von ihnen bieten jedoch auch Inhalte auf Französisch an, so etwa die Stadt Nidau. In dieser Bieler Nachbargemeinde spricht mehr als ein Viertel der Bevölkerung Französisch.
Sprachenbarometer: Schulische und Verwaltungsherausforderungen
Auf schulischer Ebene findet der Unterricht mehrheitlich in deutscher Sprache statt. Partnerschaften mit anderen Gemeinden ermöglichen jedoch lokal Angebote in französischer Sprache, kommt die Umfrage zum Schluss. Sie wurde zwischen Juni und August 2024 durchgeführt und Anfang Woche den Gemeinden vorgestellt.
In Bezug auf die internen Sprachkenntnisse schätzen 27 Gemeinden, dass mehr als 70 Prozent ihres Verwaltungspersonals die mündlichen Grundlagen der zweiten Amtssprache beherrschen. Nur acht Gemeinden bieten aber eine Weiterbildung in diesem Bereich an.
Aufgrund der Zunahme der französischsprachigen Bevölkerung äussern einige Gemeinden einen erhöhten Bedarf an sprachlicher Unterstützung. Sie verweisen auf die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen, die mit der Entwicklung zweisprachiger Angebote verbunden sind. Sei es für die Ausbildung des Personals, für Übersetzungen oder für die Kommunikation. Dabei werden zunehmend digitale Instrumente eingesetzt, insbesondere im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz.
Zweisprachigkeit als Herausforderung und Chance
In Anbetracht dieser Herausforderungen schlagen die Autorinnen und Autoren des Barometers den Gemeinden mehrere Denkrichtungen vor: Sensibilisierung der Verwaltungen und der Bevölkerung für die Herausforderungen der Zweisprachigkeit, Förderung einer zweisprachigen Kommunikation in den als prioritär eingestuften Bereichen oder Unterstützung des Sprachaustauschs zwischen Schülerinnen und Schülern.
Der Bericht unterstreicht, dass die Zweisprachigkeit, obwohl sie auch als Herausforderung wahrgenommen wird, ein Unterscheidungsmerkmal der Region ist. Sie trägt zum kulturellen Reichtum, zum sozialen Zusammenhalt und zur Attraktivität des Berner Seelands bei.
Nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren muss die Entwicklung der Mehrsprachigkeit unter Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, der verfügbaren Ressourcen und der Entscheidungen der Gemeinden erfolgen. Die Befragung in Auftrag gegeben hat der Rat für französischsprachige Angelegenheiten in Biel (CAF) und der Verein Seeland.Biel/Bienne.