Eine Russin berichtet aus Lausanne über einen bevorstehenden «Hunger-Winter» in der Schweiz. Nun fühlt sie sich als Opfer russischer Propaganda.
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Wladimir Putin setzt im Ukraine-Krieg auf Propaganda – offenbar auch in der Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die russische Energie-Propaganda macht auch vor der Schweiz nicht halt.
  • In einem Video behauptet eine Russin, uns stehe ein «Hunger-Winter» bevor.
  • Jetzt fühlt sich Victoria Petrowa von ihren Kollegen in Moskau getäuscht.

Die Schweiz stehe vor dem Abgrund, uns stünden existenzielle Monate bevor, es drohe ein «Hunger-Winter». Diese Aussagen und einiges mehr machte die in Lausanne lebende Russin Victoria Petrowa in einem Video, welches das russische Online-Medium «Life» veröffentlichte. Beim Artikel zu dem Video ging es mitunter darum, dass die Situation in der Schweiz mit dem Fehlen von russischem Gas in Verbindung stehe.

Nachdem in zahlreichen Schweizer Zeitungen über das Propaganda-Video berichtet wurde, meldete sich nun Petrowa mit einer ausführlichen Stellungnahme bei den «Tamedia-Zeitungen». Demnach bezeichnet die Russin, die als Beruf Journalistin und Fernsehproduzentin angibt, den zum Video erschienen Artikel als «Albtraum».

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Die russische Journalistin Viktoria Petrowa lebt angeblich in Lausanne und betreibt dort Putin-Propaganda. - Screenshot/Life.ru

Sie bestreitet, eine russische Desinformationskampagne zu unterstützen und sieht sich vielmehr selbst als Opfer der Kriegspropaganda des Putin-Staates.

«Wusste nicht, dass Video veröffentlicht wird»

In dem Video von Petrowa ist als Beweis für ihre Darstellung des «Hunger-Winters» zu sehen, wie sie die Informationsbroschüre «Kluger Rat – Notvorrat» in die Höhe hält. Diese sei von der Schweizer Regierung gerade an die Bevölkerung verschickt worden, sagt sie. Laut dem Bundesamt für Landesversorgung hat diese jedoch nichts mit dem nächsten Winter zu tun und wurde schon vor Jahren publiziert.

Gemäss der Stellungnahme von Petrowa hat ein ehemaliger Arbeitskollege aus Russland sie auf die BWL-Broschüre aufmerksam gemacht. Dieser habe die Broschüre schliesslich auch gleich in Bern bestellt und an ihre Schweizer Adresse schicken lassen. «Life» habe sie dann gebeten, das Dokument zu lesen und in einem Video über den Inhalt zu sprechen.

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Zum Beweis für ihre Behauptung zeigt die Petrowa eine Broschüre der Schweizer Behörden mit dem Titel: «Kluger Rat – Notvorrat». - Screenshot/Life.ru

Sie habe nicht gewusst, dass das Onlinemedium das Video je publizieren werde. Ein Produzent habe sich mittlerweile auch bei ihr entschuldigt. Petrowa meint weiter, sie «Life» gebeten, das Video zu kürzen und vor allem das Ende rauszuschneiden, doch dieser Aufforderung sei man nicht nachgekommen. Sie sagt weiter, das Video sei als «Konversation unter Freunden» gedacht gewesen.

«Glücklich, in der Schweiz zu sein»

Victoria Petrowa erwähnt auch, dass sie zuletzt für den russischen Staatssender NTV gearbeitet habe. Sie habe diesen sowie die Hauptstadt Moskau aber im November 2021 verlassen und sei nach Grossbritannien gezogen. Sie sei im Medienunternehmen fast verrückt geworden, so die Journalistin. «Ich arbeitete als Produzentin auf der Nachrichtenabteilung, aber habe dort nie politische Berichte gemacht.»

Die BWL-Broschüre gibt es wirklich, allerdings ist sie schon «mehrere Jahre alt», wie ein Sprecher erklärt. - BWL

Sie schätzt sich laut den «Tamedia-Zeitungen» glücklich in der Schweiz zu sein und glaube nicht, «dass wir alle frieren und hungern werden». Sie distanziert sich in der schriftlichen Stellungnahme demnach auch vom russischen Informationskrieg gegen den Westen. Zur Ukraine habe sie enge Verbindungen – sie habe an einer Universität in Kiew studiert, so Petrowa.

Die «Tamedia-Zeitungen» berichteten am Dienstag ein erstes Mal über das Video, in den

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