Netflix schickt sein liebstes Kind in die zweite Runde. Viele sehnen sich nach den magischen 80er-Jahren: eine unsterbliche Generation. «Stranger Things 2» erfüllt den Wunsch – und füttert uns mit einer Überdosis an Nostalgie.
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«Stranger Things» gehört zu den erfolgreichsten Netflix-Serien. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die zweite Staffel von «Stranger Things» (alle neun Episoden) ist auf Netflix erschienen.
  • Die Duffer-Brüder lassen nichts anbrennen: Die Fortsetzung verdient jedes Lob.
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«Stranger Things» erzählt eine Geschichte, die Stephen King nie schrieb und Lovecraft wohl geträumt hätte. Nau hat die neun Episoden der Serie pünktlich zu Halloween gesehen. Dieses Review ist spoilerfrei. Vorausgesetzt, Sie haben die erste Staffel gesehen.

Story

Den Zuschauer verschlägt es zurück ins Jahr 1984. Das Jahr, in dem jedes Kind die Titelmelodie von «Ghostbusters» summte, Münzen in den Arcade-Hallen verpulverten und alle auf Classic Rock abfuhren.

Ein Jahr ist vergangen, seit den mysteriösen Ereignissen in der fiktiven Stadt Hawkins. Pünktlich zu Halloween kehren unsere Helden zurück. Aber auch das Böse entweicht aus dem «Upside Down». In Form eines spinnenartigen Schattenwesens, das an die alten Götter Lovecrafts erinnert. Wir erinnern uns: Will Byers kehrt nicht unbeschadet zurück. Die zweite Staffel handelt genau davon: Was hat Will aus der «Anderswelt» mitgebracht?


Genre

Stranger Things lebt vom subtilen Horror. Deshalb der Vergleich mit H. P. Lovecraft. Keine billigen Jumpscares, die Duffer-Brüder setzen lieber auf eine bedrückende Atmosphäre. Diese bedrohliche Stimmung umgarnt die Serie mit einem roten Faden.

Die Episoden bauen aufeinander auf. Folge für Folge steigt die Gefahr, der Schrecken, der Thrill. Die Urangst vor dem Unbekannten beschäftigt nicht nur die Figuren, auch der Zuschauer fiebert mit, pokert mit seinen Protagonisten, rätselt mit, zittert, schwitzt und weint – wieder.

Figuren

Richtig gelesen. Auch in der zweiten Staffel dürfen die Taschentücher nicht fehlen. Ohne gefühlsduselig zu wirken: Die Coming-of-Age-Serie schmerzt. Vielleicht ist es die süsse Nostalgie, aber vor allem sind die perfekt gezeichneten Figuren schuldig, warum der Zuschauer in gewissen Szenen schluchzt.

Der gesamte Cast aus der ersten Staffel bewohnt wieder Hakwins. Dabei kombinieren die Duffer Brüder ihre Figuren in jeder erdenklichen Variante. So entstehen dynamische Szenen, jede Interaktion wirkt anders, frisch und macht einfach nur Spass. Hier bekommt der Zuschauer keine 08/15-Hollywood-Dummys auf den Bildschirm projiziert.

Auch kommen einige neue Charaktere dazu. Zu viel soll hier nicht verraten werden: Nur sei gesagt, dass die Duffer-Brüder wahrscheinlich grösste Fans von Stephen King sind.

Musik

Nicht nur die Figuren, das Setting oder die Geschichte sind eine Hommage an die grusligen 80er-Horror-Klassiker. Auch die Musik klingt retro. Warme Synthie-Klänge, nostalgisch angehaucht, noch bekannt aus der ersten Staffel. Jeder Klang fängt jeden Moment sanft auf und bemüht sich, die Gefühle der Charaktere exakt wiederzugeben.

Die dunklen Szenen sind unterlegt mit beklemmenden Ambiente-Klängen, als hätte Horrormeister John Carpenter selbst Hand angelegt. In Wirklichkeit steckt dahinter wieder die Synthie-Band Survive.

Fazit

Die zweite Staffel bietet Fan-Service auf höchstem Niveau. Anstatt grösser, blutiger und schneller kehren die Duffer-Brüder gewollt Hollywood den Rücken. Der Zuschauer wird belohnt mit einer beseelten Fortsetzung, mehr Charaktertiefe und einem ausgeprägten Mythos.

Unter den neuen Episoden fällt nur eine negativ auf. Ein Spin-off-Versuch, der nicht zünden wollte. Ausserdem konnten nicht alle Neuzugänge überzeugen.

Nach der zweiten Staffel geht man mit der Serie eine emotionale Bindung ein, die das Warten auf die nächste untragbar macht. Stranger Things ist eine Serie, die Sie noch an imaginäre Freunde glauben lässt, wenn Sie nicht schon insgeheim Teil der Familie sind.

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