Haus in Zürcher Agglo ist vor Besichtigung schon verkauft
Eine Zürcher Familie staunt nicht schlecht, als sie beim Besichtigungstermin auftaucht. «Haus verkauft» steht da bereits. Das passiert immer öfter.

Das Wichtigste in Kürze
- Einer Zürcher Familie wird die Schweizer Zurückhaltung zum Verhängnis.
- Als sie an einer Hausbesichtigung aufkreuzt, ist da schon angeschrieben: «Haus verkauft».
- «Ja, solche Situationen kommen tatsächlich vor», bestätigt der Hauseigentümerverband.
Aufregung bei Familie Baumann*. Vater, Mutter und die beiden Kinder besichtigen ein Haus in der Zürcher Agglo. Die derzeitige Fünf-Zimmer-Wohnung wird zu klein, weil ein drittes Kind unterwegs ist.
Ausgeschrieben: Eine Doppel-Einfamilienhaus-Hälfte unweit ihrer derzeitigen Wohnung. Sie passt perfekt.
Der stolze Preis von 1,6 Millionen Franken wäre für die Baumanns tragbar. Obwohl man laut Inserat sogar noch in Renovationen investieren muss.
Beim Besichtigungstermin ist «Haus verkauft»
Vater Daniel* wollte die derzeitigen Besitzer bereits vorab kontaktieren. Doch im Inserat steht, es gebe nur einen Besichtigungstermin Anfang Mai. Man solle einfach hinkommen.
Doch als die Baumanns genau das tun, steht vor dem Haus ein Schild: «Haus verkauft.» Wie bitte?

Was Daniel besonders nervt: «Die Besitzer sagten, sie hätten das Haus nicht etwa heute, sondern schon vor der Besichtigung verkauft. Warum schreiben sie dann im Inserat das Gegenteil?»
Nau.ch wollte wissen, ob es öfters zu solch bösen Überraschungen kommt.
Roger Kuhn, Leiter Verkauf/Vermittlung des Hauseigentümerverbandes Zürich bestätigt: «Ja, solche Situationen kommen tatsächlich vor – insbesondere in Regionen mit hoher Nachfrage wie etwa der Zürcher Agglomeration.»
Immobilienmarkt ist dynamisch
Der Immobilienmarkt sei derzeit sehr dynamisch: «Wenn ein Objekt zu einem marktgerechten Preis angeboten wird, kann es vorkommen, dass innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Anfragen eingehen. Und es wird dann vor dem offiziell ausgeschriebenen Besichtigungstermin verkauft.»
Der vorzeitige Verkauf der Immobilie sei rechtens, wie Kuhn mitteilt: «Verkäufer sind nicht verpflichtet, bis zur Besichtigung zu warten, wenn ein überzeugendes Angebot vorliegt.»
Und das ist hier wohl passiert, wie Casafair, der Verband für umweltbewusste und faire Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer, vermutet: «Das Angebot war offenbar gut und deshalb hatten sich wohl viele Interessenten schon vor der Besichtigung bei den Verkäufern gemeldet.»
Schnelligkeit ist in der Tat entscheidend. Für Immobiliensuchende gibt Roger Kuhn daher als Tipp: «Interessenten sollten Immobilienplattformen engmaschig beobachten und bei Interesse umgehend den Kontakt zum Anbieter suchen.» Als nicht brav warten wie die Baumanns.
Er fügt hinzu: «Wer gut vorbereitet ist – etwa mit einer bereits eingeholten Finanzierungsbestätigung – hat bessere Chancen.» Auch eine klare und freundliche Kommunikation könne helfen, sich von anderen Bewerbern abzuheben.
Bei Mietwohnungen ist «Situation wohl noch krasser»
Bei Mietwohnungen sieht die Situation übrigens ähnlich aus. Casafair spricht sogar davon, dass die «Situation wohl noch krasser» sei.
Gerade in Zürich, wo die Leerstandsrate an Mietwohnungen bei 0.07 Prozent liege, müsse man alles versuchen, um an eine Wohnung zu kommen.
Roger Kuhn sieht einen ähnlichen Trend bei Liegenschaften, die zur Miete angeboten werden: «Wohnungsinserate sind oft nur kurz online, und viele Bewerber bewerben sich innert Stundenfrist.»
Daher lohne es sich auch hier, schnell zu handeln – mit einem vollständigen Dossier inklusive Betreibungsauszug, Lohnausweis und Referenzen.
*Name geändert