Gletscherfront im Bergsturzgebiet von Blatten bewegt sich schneller
Die Gletscherbewegung im Bergsturzgebiet von Blatten hat sich beschleunigt. Experten sorgen sich, sehen aber stabile, kleine Abbrüche als positiv.

Die Bewegung des Gletschers im Bergsturzgebiet von Blatten im Wallis hat sich am Donnerstag weiter beschleunigt. Besonders diese Entwicklung bereitet den Experten vor Ort derzeit Sorge. Als erfreulich erachten sie hingegen, dass der Bergsturz weiterhin «in relativ kleinen Abbrüchen und konstant» erfolgt.
Im Bereich der Gletscherfront gebe es eine Beschleunigung der Bewegung. Dies erklärte Ingenieur Alban Brigger von der Dienststelle für Naturgefahren an einer Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag in Ferden VS.
Schlechtes Wetter bremst Analyse der Gletscherlage
«Am Dienstag bewegte sich der Gletscher mit rund einem halben Meter pro Tag nach vorne. Am Mittwoch waren es ungefähr 0,8 bis 1 Meter. Momentan sind wir in einem Bereich von 1,5 Metern oder sogar leicht schneller», führte Brigger aus.
Es stelle sich die Frage, ob es nur die Front sei oder der gesamte Gletscher. Klare Aussagen seien zurzeit jedoch nicht möglich. Das Wetter und die Sicht waren am Donnerstag erneut schlecht und verunmöglichten Erkundungsflüge. Am Freitag soll es besseres Wetter geben, geplant sind mehrere Rekognoszierungsflüge. Davon erwarten sich die Experten ein genaueres Bild der Lage im Bergsturzgebiet.
Gefahr durch Schuttkegel und Felsabbrüche
Weitere Abbrüche im Bereich der Gletscherfront gab es zunächst nicht. Anhand von Bildern zeigte Brigger indes auf, dass sich auf dem Gletscher mittlerweile ein massiver Schuttkegel gebildet hat. «Wir können nicht sagen, ob das zwei Millionen oder drei Millionen Kubikmeter sind», sagte er.
Das werde wohl erst am Wochenende möglich sein, nach den Erkundungsflügen vom Freitag und den nachfolgenden Berechnungen. «Wir werden danach ein hochpräzises Geländemodell zur Verfügung haben, mit dem wir die abgestürzten Mengen genau bestimmen können», erklärte Brigger.
Stabilität des Kleinen Nesthorns gibt Hoffnung
Die Auffüllung des Gletschers reicht bis auf die Gletscherstirn. «Es ist eine Frage der Zeit, bis die ersten Blöcke übertreten», sagte Brigger. «Wir gehen aber nicht davon aus, dass einzelne Blöcke über die Strasse treten».
Weiter sei erfreulich, dass der Fels auf der Westseite des Kleinen Nesthorns stabil sei. Dies könne man mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen.
Ursachen komplex
Die Ursachen des Bergsturzes seien wahrscheinlich recht komplex im Vergleich zu anderen ähnlichen Ergebnissen, und es gebe momentan keine befriedigende Erklärung dafür, antwortete Geologe Fabian Reist auf eine entsprechende Fragen von Journalisten.
Es bestehe kein monokausaler Zusammenhang zwischen dem Ereignis und dem Auftauen des Permafrosts durch den Klimawandel. «Wir können beim Fall hier in Blatten nicht sagen, dass nur der Permafrost das Problem ist. Aber ich denke nicht, dass wir jetzt hundert Jahre Ruhe haben werden», fuhr Reist fort.
Blatten VS am Montag evakuiert
Das Dorf Blatten war am Montag wegen der Bergsturzgefahr evakuiert worden. Rund 300 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und kamen insbesondere in den Nachbardörfern Weiler, Kippel und Ferden sowie in Gemeinden im Rhonetal unter.
Zeitfenster, in den die Einwohnerinnen und Einwohner für eine kurze Dauer in ihre Häuser zurückkönnen, sind momentan kein Thema, wie der Gemeinderat von Blatten, Elmar Ebener, sagte. «Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt», ergänzte er.
Ebener wies auch daraufhin, dass am Wochenende viele Walliser in ihre Heimat zurückkommen. Er erinnerte daran, dass niemand in die Sperrzone dürfe und Widerhandlungen geahndet würden.