Personen mit einem tiefen Einkommen stehen durch die steigende Inflation vermehrt unter Druck. Der Gewerkschaftsdachverband fordert entlastende Massnahmen.
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Die Inflation in der Schweiz ist im internationalen Vergleich sehr gering – die Gründe dafür umso vielseitiger. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die steigende Inflationsrate trifft vor allem Personen mit tiefem Einkommen.
  • Travailsuisse fordert Massnahmen zur Entlastung.
  • Die Schweizerische Nationalbank rechnet mit einer Inflationsrate von 2,8 Prozent.

Angesicht der steigenden Inflationsrate stehen Personen mit tiefen Einkommen vor einem Kostenschock. Deshalb fordert der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse dringend Massnahmen zur Entlastung der Geringverdienenden.

Die Nahrungsmittelpreise steigen möglicherweise in den nächsten Monaten um vier Prozent und die Krankenkassenprämien um acht Prozent. Wenn das trifft das Arbeitnehmende und Rentnerinnen und Rentner mit tieferen Haushaltseinkommen überdurchschnittlich stark. Das zeigt eine Simulation von Travailsuisse, die am Donnerstag in Bern vorgestellt wurde.

So müssten Haushalte mit einem Einkommen von 3000 Franken mit 5,8 Prozent Mehrkosten rechnen. Bei Haushalten mit einem Einkommen von 6000 Franken entsprechen die Mehrkosten noch 3,9 Prozent. Bei einem Haushaltseinkommen von 20'000 Franken lediglich 1,93 Prozent.

Inflationsrate von 2,8 Prozent

Der Grund dafür sei einfach, sagte Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik von Travailsuisse. Leute mit tiefen Einkommen gäben 70 Prozent des Einkommens für Mieten, Energie, Verkehr Nahrungsmittel und Krankenkassenprämien aus. Bei höheren Einkommen sei es gerade einmal ein Viertel des Einkommens.

Mittlerweile gehe die Schweizerische Nationalbank für das laufende Jahr von einer Inflationsrate von 2,8 Prozent aus. Neben dem Ukraine-Krieg seien Lieferkettenprobleme aufgrund der Covid-Pandemie für die Teuerung verantwortlich. Und die Preise stiegen vor allem in den für Geringverdienende sensiblen Bereichen.

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Die Inflation ist im August angestiegen. - keystone

«Arbeitnehmende und Rentnerinnen und Rentner mit tiefen Einkommen stehen vor einem Kostenschock», sagte Bauer. Es brauche deshalb dringend spezifische Massnahmen zur Entlastung von Haushalten mit tiefen Einkommen.

Deshalb hat Travailsuisse einen Massnahmenkatalog mit 18 Punkten ausgearbeitet. Dazu gehört unter anderem die Forderung nach Reallohnerhöhungen für tiefe Einkommen. Die tiefen Löhne seien mit höheren Kostensteigerungen konfrontiert. Für diese Arbeitnehmenden brauche es deutlich mehr, als den Teuerungsausgleich, sagte Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich.

Gesamtarbeitsverträge ausweiten

Die Arbeitgebenden müssten ihre Verantwortung wahrnehmen, denn der Preisdruck kommt nicht von den tiefen Löhnen. «Diskussionen über eine Lohn-Preis-Spirale sind im Moment an den Haaren herbeigezogen», sagte Wüthrich.

Gesamtarbeitsverträge müssten auf weitere Branchen ausgeweitet und als allgemeinverbindlich erklärt werden. Zudem sollen Renten, Normalarbeitsverträge und Ergänzungsleistungen rasch an die Teuerung angepasst werden, sagte Wüthrich.

Ein spezielles Augenmerk richtet Travailsuisse auf «Frauenlöhne»: Der Gewerkschaftsdachverband forderte insbesondere mehr Lohn in Branchen, in denen überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt sind.

Doch auch auf der Kostenseite hält Travailsuisse diverse Massnahmen für angezeigt: Im Forderungskatalog finden sich etwa Massnahmen gegen hohe Mieten, ein Ausbau der Prämienverbilligung sowie ein ökologisches Investitionsprogramm für Mietwohnungen.

Um geringverdienende Pendlerinnen und Pendler zu entlasten, sollen zudem Mobilitätsgutscheine ausgestellt werden. Das sei ein Kompromiss zwischen einer starken Vergünstigung des öffentlichen Verkehrs und einer Senkung der Treibstoffpreise, schreibt Travailsuisse. Gegen eine Senkung der Benzinpreise, wie sie etwa die SVP gefordert hatte, sprächen hingegen umweltpolitische Gründe.

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