Gewässerregulierung gibt es im Kanton Bern seit dem 18. Jahrhundert
Von Hochwassern, Seuchen und dem Kampf gegen die Natur: Die bewegte Geschichte der Gewässerregulierung im Kanton Bern.

Die ersten Bemühungen zur Gewässerregulierung im Kanton Bern gab es 1711 mit der Umleitung des Flusses Kander durch den Strättlighügel hindurch in den Thunersee. Es war die erste Flusskorrektion in der Schweiz und sie führte zu einer deutlichen Verbesserung in der Region.
Die Kander war damals berüchtigt für ihre Hochwasser und ihr Geschiebe, das nicht wie heute in den Thunersee, sondern unterhalb von Thun BE direkt in die Aare floss, sagte der Berner Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus im Rahmen einer Medienveranstaltung zur Gewässerregulierung in der Schweiz.
Das Geschiebe der Kander staute die Aare auf, woraufhin Thun mit Überschwemmungen und Versumpfungen zu kämpfen hatte. Auch in Bern kam es zu Schäden in den tieferliegenden Quartieren entlang der Aare, da die Zuflüsse der Kander nicht durch den Thunersee gedämpft wurden, hiess es weiter.
Um nach der Umleitung der Kander die Abflusskapazitäten des Thunersees zu erhöhen, erhielt Thun als erste Schweizer Stadt Schleusen, mit denen der Abfluss reguliert werden konnte.
Kampf gegen Überschwemmungen und Versumpfungen
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kam es im Seeland immer wieder zu Überschwemmungen, welche Dörfer, Felder und Infrastruktur zerstörten, sagte Neuhaus. Hungersnöte und Seuchen waren die Folgen. Zu dieser Zeit floss die Aare noch nicht in den Bielersee, sondern via Lyss Richtung Solothurn. Die Jurarandseen lagen rund 2,5 Meter höher als heute und grosse Teile des Seelands waren versumpft.
Die erste Juragewässerkorrektion brachte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Wende. Die Aare wurde in den Bielersee umgeleitet, die Seepegel gesenkt und versumpfte Gebiete entwässert.
Mit dem Bau des Nidau-Büren-Kanals konnte eine hohe Abflusskapazität sichergestellt werden. Ausserdem wurden die Kanäle zwischen dem Bieler-, Neuenburger- und Murtensee ausgebaut, welche einen Ausgleich zwischen den Seen erlauben, wenn die Aare mehr Wasser bringt als aus dem Bielersee abfliessen kann.