Fastfood-Riese bombardiert Haushalte mit Bons

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

McDonald's verschickt regelmässig Rabattflyer für Menüs. Eine Ernährungsexpertin sieht solche vor allem bei gestressten Familien als Problem.

McDonald's
Die Bons von McDonald's stecken als Laschen-Werbung in den Briefkästen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Bons für vergünstigte McDonald's-Menüs flatterten kürzlich wieder in die Briefkästen.
  • Eine Ernährungspsychologin warnt vor der Verlockung, wenn beide Elternteile arbeiten.
  • «Unsere Gäste sind mündige Konsumentinnen und Konsumenten», heisst es bei McDonald's.

Schnell und billig können sich die Empfängerinnen und Empfänger durch den September futtern. Kürzlich flatterten sogenannte «McDeals» mit lauter Bons für den Fastfood-Riesen McDonald's in die Schweizer Briefkästen, darunter im Kanton Zürich.

Die Aktion startete am 19. August und läuft noch bis zum 28. September.

Die Bons locken mit Rabatten auf Medium-Menüs aus Hamburger, Pommes und Coca-Cola. Wer etwa zwei Medium-Menüs bestellt, soll rund sechs Franken sparen. Kunden, die sich für eines davon entscheiden, verspricht die Aktion vier gratis Chicken-Nuggets oder einen gratis Eisbecher.

Bereits Anfang Jahr bombardierte der Fastfood-Riese die Haushalte mit solchen Angeboten.

«Zusätzliche Anreize werden zum Problem»

Die ernährungspsychologische Beraterin Alexandra Weber kritisiert die Aktion. Sie erwähnt Sales, Deals, 2-für-1 sowie Megapack-Aktionen. «Solche Angebote verlocken oft dazu, sich Dinge anzuschaffen, die man grundsätzlich nicht braucht oder mehr von etwas zu konsumieren.»

Lässt du dich von solchen Angeboten verlocken?

Bei einem gesunden Essverhalten ist dies laut Weber nicht problematisch.

Anders sehe es aus, wenn die Hauptzufuhr aus Fertigprodukten und Fastfood bestehe. Oft sei dies der Fall, wenn finanzielle Engpässe bestünden und beide Elternteile arbeiteten. «Zusätzliche Anreize für Fastfood-Produkte werden dann zum Problem.»

Grosse Verlockung für Übergewichtige

Weber macht darauf aufmerksam, dass der Anteil von Kindern mit Übergewicht und Adipositas besonders auf der Oberstufe zunimmt. «Eine Zeit, in der sich Kinder auch aufgrund der Pubertät von der Familie abgrenzen wollen.»

Der Rabattflyer mit den abgebildeten Menüs spricht zu dicke Menschen besonders an.

Laut der Expertin regt Fastfood eine vermehrte Dopamin-Produktion an. «Menschen mit Übergewicht und Adipositas reagieren rein schon auf Bilder von Fastfood stärker.» In der Folge hätten sie den Impuls, diese Lebensmittel zu konsumieren. Dies zeigten Magnetresonanztomografie-Analysen.

Sinnvoller fände sie, wenn Rabatte mit gesunden Angeboten in den Briefkästen lägen. «Zum Beispiel eine Rabatt-Aktion, bei der man einen Sack zu einem Sonderpreis mit verschiedenen frischen Gemüsesorten füllen kann.» In ländlichen Gegenden eigneten sich Sonderangebote, um auf Bauernhöfen einzukaufen.

«Kerngeschäft der Post»

Die Schweizerische Post übernimmt für die ungesunden Angebote keine Verantwortung. «Die Zustellung von unadressierten Sendungen im Auftrag unserer Kunden gehört zum Kerngeschäft der Post.» Dies teilt die Medienstelle auf Anfrage mit.

McDonald's gibt an, den Rabattflyer seit vielen Jahren zu verschicken.

Mediensprecherin Jae Ah Kim macht darauf aufmerksam, dass es die Angebote auch in ihrer App gebe. Diesen Kanal würden viele Gäste vorziehen. Die zusätzlichen Preis-Leistungs-Angebote auf Papier würden von ihnen sehr geschätzt und nutzen sie entsprechend häufig.

«Aus hochwertigen Zutaten zubereitet»

Die Kritik, mit Rabatten zu ungesundem Konsum zu verlocken, weist der Fastfood-Riese zurück.

«Unsere Produkte werden aus hochwertigen Zutaten wie Rindfleisch, Poulet, Fisch, Brot und Kartoffeln zubereitet», sagt Jae Ah Kim. Diese Zutaten seien in jeder Schweizer Küche zu finden. Über 85 Prozent davon würden sie von Schweizer Partnern beziehen.

Ein Stammgast besucht McDonald's laut der Mediensprecherin durchschnittlich zweimal pro Monat.

«Unsere Gäste sind mündige Konsumentinnen und Konsumenten», sagt sie. «Sie entscheiden selber, was und wie oft sie essen. «Ob ein Burger, Pasta, Salat, eine Bratwurst mit Rösti oder ein Dessert.»

Aktion locke Einbrecher an

Die Stiftung für Konsumentenschutz sieht in der Aktion hingegen Potenzial für Einbrecher.

McDonald's
Zum Schutz vor Einbrechern empfiehlt die Stiftung für Konsumentenschhutz, einen «Bitte keine Werbung»-Sticker anzubringen. - Screenshot / Instagram

Die Bons stecken als Laschen-Werbung in den Briefkästen. Einbrecherinnen und Einbrecher könnten so auf einen Blick erkennen, ob man seinen Briefkasten regelmässig leere oder in den Ferien sei.

Die Stiftung empfiehlt deshalb, einen «Bitte keine Werbung»-Sticker zu bestellen.

Kommentare

User #3478 (nicht angemeldet)

Lang leben und das ohne Spass und Lebensfreude, danke für die Idee.

User #6231 (nicht angemeldet)

Ich nehme an, Frau Weber isst kein Fleisch, keine Pizza, kein Brot, kein Zucker, keine nicht biologischen Lebensmittel, trinkt kein Wein und Alkohol. Denn das alles könnte ungesund sein.

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