Gesellschaft driftet laut Forschenden während Corona auseinander
Spaltet das Coronavirus die Gesellschaft? Diese Frage haben Forscher der Hochschule Luzern gestellt. Ja, findet etwa die Hälfte der Schweizer Bevölkerung.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie der Hochschule Luzern hat sich mit dem gesellschaftlichen Wandel beschäftigt.
- Dreiviertel der Befragten finden, dass die zwischenmenschliche Distanz wächst.
- Gegenseitige Toleranz und Vertrauen haben gefühlt abgenommen.
Die Corona-Krise verändert das Leben des Einzelnen und das Zusammenleben der Vielen. Dies zeigt eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU): Etwa die Hälfte der Befragten findet, die Gesellschaft sei während der Pandemie auseinandergedriftet.
Die Forschenden befragten in regelmässigen Abständen tausend Personen, wie sie die gesellschaftlichen Veränderungen während der Corona-Zeit wahrnehmen. Die letzte Erhebung fand im Oktober und November statt.
Zwischenmenschliche Distanz vergrössert sich
Demnach stimmten Dreiviertel der Befragten zu, dass die zwischenmenschliche Distanz grösser geworden sei. Und die Hälfte fand sogar, die Gesellschaft sei auseinandergedriftet. HSLU-Wirtschaftspsychologe Marcel Zbinden erklärt in einer Mitteilung der Hochschule: «Die grössere physische Distanz scheint auch mit einer Vergrösserung der psychischen Distanz einherzugehen.»

Ebenfalls gab die Hälfte der Befragten an, dass die Menschen während Corona weniger miteinander reden als vorher. Zwar liessen sich Treffen mit anderen Menschen in den digitalen Raum verschieben. Aber für viele Gemeinschaftserlebnisse funktioniere das nicht gut, sagte Zbinden.
Vertrauen und Toleranz nehmen gefühlt ab
Dass die gegenseitige Toleranz und das Vertrauen gegenüber Mitmenschen abgenommen habe, fanden ebenfalls die Hälfte der Studienteilnehmer. Das sei eine Folge der starken Polarisierung der Gesellschaft, meinen die Forschenden. Während der Corona-Pandemie hätten sich Menschen in zwei Meinungslager aufgespalten, zwischen denen der Ton immer schärfer werde.
HSLU-Professor Dominik Georgi führt aus: «Gerade auf Social Media bewegen sich die Menschen noch viel stärker in Filterblasen als in der analogen Welt.»