Der Schweizer Franken wertet sich auf, doch die SNB greift nicht ein.
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Das Logo der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern. - Keystone

Der Schweizer Franken befindet sich derzeit auf einem Höhenflug. In der Vergangenheit bekämpfte die SNB die Frankenstärke oft mit Fremdwährungskäufen. Derzeit verzichtet die Nationalbank laut Experten aber (noch) auf dieses Mittel.

Der Schweizer Franken wertet sich zum Euro und weiteren wichtigen Währungen derzeit tendenziell auf. Ende Dezember 2023 wurde der Euro zeitweise für weniger als 93 Rappen gehandelt. Damit hatte der Franken einen weiteren Höchstwert zum Euro erreicht – wenn man die heftigen Schwankungen in den Notierungen vom 15. Januar 2015 in der Folge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses ausklammert.

Aktuell kostet 1 Euro immer noch etwa 93,4 Rappen. Und auch der Dollar verliert zur Schweizer Währung aktuell tendenziell weiter an Wert. Die starke Aufwertung des Frankens führt zu einem starken Fokus der Märkte auf das Verhalten der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

2023 hatte die SNB häufig Verkäufe von Devisen durchgeführt, um den Franken zu stützen und gegen importierte Inflation vorzugehen. In den Jahren davor hatte sie hingegen für hunderte Milliarden Devisenkäufe getätigt, um den Franken zu schwächen bzw. die Schweizer Exportwirtschaft zu unterstützen.

Devisenkäufe als mögliche Lösung?

Mit der neuesten, verstärkten Aufwertung des Franken mehreren sich nun wieder die Anzeichen für solche Devisenkäufe – zumindest, wenn man einen Blick auf die sogenannten SNB-Sichtguthaben wirft. Diese sind in der vergangenen Woche recht stark angestiegen.

Konkret lagen sie am 12. Januar bei 476,3 Milliarden Franken nach 468,8 Milliarden in der Woche davor, wie die SNB am Montag mitteilte. Das ist ein Anstieg um rund 7,4 Milliarden Franken.

Für die Höhe der Sichtguthaben gibt es zwar verschiedene Einflussfaktoren. Ihre Entwicklung gilt einerseits als Indiz dafür, wie stark die SNB ihre Offenmarktoperationen zur Liquiditätsabschöpfung (SNB Bills, Repos) einsetzt.

Andererseits gilt sie aber eben auch als Hinweis dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert, um den Kurs des Schweizer Frankens zu beeinflussen.

Passen würde zur Vermutung der Devisenkäufe, dass die SNB bei ihrer Lagebeurteilung im Dezember den bisherigen Fokus auf das gegenteilige Vorgehen, nämlich auf Devisenverkäufe, fallen liess, heisst es etwa in einem Kommentar von Raiffeisen Economic Research.

Expertenmeinungen teilen sich

UBS-Ökonom Maxime Botteron sieht eine solche Betrachtung hingegen kritisch.

Er ist nicht davon überzeugt, dass die SNB im aktuellen Umfeld Devisen kauft. «Wenn die Zinsen positiv sind, muss eine Zentralbank, die Devisen kaufen will, um eine Aufwertung ihrer Währung zu begrenzen, dies auf sterilisierte Weise tun, d.h. sie muss die für den Kauf von Devisen geschaffene Liquidität wieder aufnehmen», so seine technische Erklärung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Und dafür gebe es derzeit keine Anzeichen. Die Auswirkung solcher Devisenmarktinterventionen auf dem Wechselkurs werde durch akademische Forschung ohnehin in Frage gestellt, so Botteron.

Auswirkungen und Spezialfaktoren

Teilweise wird die Höhe der Sichtguthaben zu Jahresbeginn sowieso von Spezialfaktoren beeinflusst, wie die Ökonomen der Raiffeisen ergänzen.

So ist ein Anstieg der Sichteinlagen um mehrere Milliarden Franken dann üblich, weil Schweizer Steueroptimierer ihr zuvor abgehobenes Bargeld wieder aufs Bankkonto einzahlen.

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