Auf dem Berner Bundesplatz hatte sich am Montag bei einer Demonstration ein Flüchtling angezündet. Nun spricht der Mann über seine Beweggründe.
Flüchtling Demonstration Bern
Der kurdische Flüchtling Behzad Kaikhosravi wollte sich am Montag auf dem Bundesplatz bei einer Demonstration das Leben nehmen. - Twitter/TeleBärn
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Demo am Montag in Bern auf dem Bundeshausplatz zündete sich ein Flüchtling an.
  • Einige Menschen kamen dem Mann sofort zu Hilfe und können Schlimmeres verhindern.
  • In einem Interview erzählt Behzad Kaikhosravi nun, dass er sich das Leben nehmen wollte.

Am Montag fand auf dem Bundeshausplatz in Bern eine Demonstration gegen die Asylpolitik der Schweiz statt. Dann der Schockmoment: Eine Person zündet sich selber an.

Ein Video von «Tele Bärn» zeigt, wie ein Mann plötzlich in Flammen aufgeht und davon rennt. Sofort eilen ihm einige Menschen zu Hilfe und können Schlimmeres verhindern. Im Spital wird er anschliessend wegen Brandverletzungen an den Beinen behandelt.

Bundesplatz Flüchtling
Hier wollte sich der kurdische Flüchtling Behzad Kaikhosravi am Montag das Leben nehmen: Ein dunkler Fleck bleibt gut sichtbar auf dem Bundesplatz zurück. - Twitter/Megafon Reitschule Bern

Am Dienstagabend hat der Lokal-Sender nun ein Interview mit dem Mann ausgestrahlt. Es handelt sich um Behzad Kaikhosravi. Er erklärt, dass er sich mit der Aktion das Leben nehmen wollte. «Ich habe genug von diesem Leben», so der kurdische Flüchtling im Interview.

«Habe auf dem Bundesplatz nicht mehr nachgedacht»

«Ich hatte am 10. Juli den Entscheid erhalten, dass ich zurück in den Iran muss. Ich kann aber nicht zurück, sonst werde ich zur Todesstrafe verurteilt», sagt er. Als Kurde werde er dort als politischer Feind angesehen.

Und weiter: «Seit vier Jahren habe ich meinen Sohn und meine Frau nicht mehr gesehen – beide sind in Deutschland.» Auch das beschäftige ihn sehr, so der 34-Jährige. Am Montag auf dem Bundesplatz habe er nicht mehr nachgedacht, sondern einfach gehandelt.

Flüchtling Bundesplatz Kurde
Der kurdische Flüchtling Behzad Kaikhosravi wurde nach seinem Selbstmordversuch mit Brandverletzungen an den Beinen ins Spital gebracht. - Screenshot/Tele Bärn

Nach dem Spitalaufenthalt wegen der Brandverletzungen an seinen Beinen kam Bezhad Kaikhosravi noch am Montag in eine psychiatrische Institution. Gemäss dem Bericht von «Tele Bärn» wird er dort auch noch die nächsten paar Tage verbringen.

Anschliessend muss er wieder ins Rückkehrzentrum Zentrum, dort wohnt er seit neun Monaten. Auch dort sei die Situation für ihn aussichtslos, sagt der Kurde.

Tele Bärn Flüchtling Bundesplatz
Der kurdische Flüchtling Behzad Kaikhosravi liesst ein Statement vor: «Ich kann nicht zurück in den Iran, dort droht mir die Todesstrafe.» - Screenshot/TeleBärn

«In diesem Zentrum ist es dreckig. Fast alle WC's und Duschen sind kaputt, die Lavabos sind verstopft», sagt er. Man sei dort isoliert von der Gesellschaft und «wir wohnen wie in einem Gefängnis.»

Kanton zeigt wenig Verständnis

Beim Kanton zeigt man wenig Verständnis für die Kritik von Behzad Kaikhosravi. Es gehe auch nicht darum, dass man es «schön habe» in einem Rückkehrzentrum, wird Sicherheitsdirektor Philippe Müller in dem Bericht zitiert. Schliesslich würden sich diese Personen weigern, das Land zu verlassen.

«Ich habe kein Verständnis dafür, wenn man sich beklagt, dass das eigene WC dreckig ist und fürs Putzen noch bezahlt werden möchte», sagt der FDP-Regierungsrat. Die Menschen in der Unterkunft erhielten ein Dach über dem Kopf, Verpflegung, Kleidung, medizinische Versorgung, so Müller weiter.

Philippe Müller
Der bernische Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) zeigt wenig Verständnis für die Kritik an den Rückkehrzentren. - keystone

Der Grund für die Demonstration vom Montag war übrigens ein Brief der Sicherheitsdirektion an die Gruppe «Stopp Isolation». In diesem Brief verteidigte die für Asylfragen im Kanton Bern verantwortliche Direktion die neuen Rückkehrzentren als demokratisch legitimiert.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DemonstrationTodesstrafeFDP