In den sozialen Medien werden Melatonin-Gummibärli als Wunderheilmittel angepriesen. Experten warnen aber vor der Einnahme – gerade bei Kindern.
Schlaf
Das Melatonin soll Kindern zu einem ruhigeren Schlaf verhelfen – Experten warnen aber vor Nebenwirkungen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die mit Melatonin angereicherten Gummibärli sollen beim Einschlafen helfen.
  • Experten warnen aber gerade bei Kindern vor gravierenden Nebenwirkungen des Medikaments.
  • Ohnehin habe ein gesunder Mensch eigentlich kein Melatonin nötig.

Ein neuer Trend macht in den sozialen Medien die Runde: Bunte Gummibärli, angereichert mit dem Schlafhormon Melatonin. Sie versprechen Kindern einen schnellen Schlaf und Eltern einen stressfreien Abend. Doch Experten warnen vor den Risiken.

Ab einer Dosis von einem Milligramm ist das Medikament in Deutschland eigentlich verschreibungspflichtig. Trotzdem sind in Drogerien verschiedene, mit Melatonin angereicherte Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. In der Schweiz sind nur drei Melatonin-Präparate zugelassen – alle davon sind rezeptpflichtig, wie SRF berichtet.

Ruth Mosimann von Swissmedic warnt vor dem Import von Schlaf-Gummibärli aus den USA mit einer Dosis von zehn Milligramm. «Meiner Meinung nach wird das komplett verharmlost.»

Sie fügt hinzu, dass Kinder diese Produkte wie Süssigkeiten konsumieren könnten. Das könne zu gravierenden Nebenwirkungen führen.

Schlafmediziner warnt vor den Gummibärli

Auch Jens Acker, Chefarzt an der Klinik für Schlafmedizin in Bad Zurzach und Zürich, schlägt Alarm. Gegenüber dem Sender rät er davon ab, sich Melatonin ohne ärztliche Verschreibung im Internet zu besorgen. «Es verstellt die innere Uhr, wenn Sie es zur falschen Zeit nehmen», erklärt er.

Gummibärli
Die mit Melatonin angereicherten Gummibärli sollen Kindern helfen, schneller einschlafen zu können, heisst es in den sozialen Medien. (Symbolbild)
schlafendes Mädchen
Aber gerade bei Kindern könne unkontrollierter Konsum gravierende Nebenwirkungen haben.
Sprechstunde Arzt
Es sei deshalb wichtig, dass solche Medikamente nicht einfach so, sondern nur nach ärztlicher Abklärung eingenommen werden. (Symbolbild)
lachende Menschen
Gesunde Menschen hätten ohnehin keinen Grund, zusätzliches Melatonin einzunehmen. (Symbolbild)

Acker betont auch das Missverständnis um die Wirkung von Melatonin bei Erwachsenen: Es führt nicht zu einem schnelleren Einschlafen, sondern eher zu einer Stabilisierung von vorhandenem Schlaf. Um müde zu werden, müsste man sehr grosse Mengen einnehmen, was definitiv zu Nebenwirkungen führen würde.

Der Schlafmediziner warnt auch vor der freien Einnahme von Melatonin: «Die freie Einnahme von Melatonin kann nach hinten losgehen. Als Schlafmittel in der Hand von Laien ist es überhaupt nicht empfehlenswert.»

Sozialen Medien vermitteln falsches Bild

In den sozialen Medien wird Melatonin oft als natürliches Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens beworben. Influencer versprechen positive Effekte für den ganzen Körper.

Haben Sie schon einmal Melatonin eingenommen?

Acker zeigt kein Verständnis für den Trend: «Grundsätzlich gibt es bei gesunden Menschen keinen Melatonin-Mangel. Für sie gibt es aus medizinischer Sicht keine Notwendigkeit, sich Melatonin zuzuführen.»

Auch wenn das Hormon gut verträglich ist, rät Acker dringend davon ab, es zur Dauermedikation zu nehmen. Ebenso sei es gefährlich, Melatonin Kindern ohne ärztliche Aufsicht zu verabreichen.

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