Im Rocker-Prozess wurden gegen Mitglieder der Bandidos teils lange Freiheitsstrafen verhängt. Was heisst das für die Rocker-Szene? Ein Experte schätzt ein.
Staatsanwalt Marco Amstutz spricht über das Urteil im Rockerprozess. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Hauptangeklagte, ein Bandido, muss für acht Jahre ins Gefängnis.
  • Laut einem Experten werde das Urteil im Rocker-Prozess die Bandidos schwächen.
  • Die Bandidos könnten in der Schweiz jetzt vorerst abtauchen oder sich auflösen.
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2019 eskalierte in Belp BE ein Töff-Fest in eine gewaltsame Auseinandersetzung. Darin verwickelt: einerseits die Hells Angels und die verbündeten Broncos, andererseits die Bandidos. Insgesamt wurden 22 Rocker angeklagt.

Vor gut einer Woche fallen in Bern die Urteile: Unter anderem muss der Hauptangeklagte, ein Mitglied der Bandidos, wegen versuchter vorsätzlicher Tötung für acht Jahre ins Gefängnis.

Rockerprozess
Im Rocker-Prozess wurden gegen Mitglieder der Bandidos teils lange Freiheitsstrafen verhängt.
Rockerprozess
Unter anderem muss der Hauptangeklagte acht Jahre ins Gefängnis.
Rockerprozess
Das Urteil werde die Bandidos laut einem Experten schwächen.
Dirk Baier
Professor Dirk Baier forscht am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Das Urteil werde die Bandidos schwächen, sagt Dirk Baier, Experte für Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Aber: «Die inhaftierten Personen spielen meist weiter eine Rolle in der Szene, weil mit ihnen kommuniziert werden kann.»

Es sei weniger die Inhaftierung, die die Bandidos nun schwächen könnte, sondern die starke öffentliche und polizeiliche Aufmerksamkeit. «Diese hat zur Folge, dass man in nächster Zeit recht vorsichtig agieren muss», sagt Baier.

Bandidos werden abtauchen oder sich auflösen

Von einem kompletten Rückzug der Bandidos aus der Schweiz gehe er allerdings nicht aus. Baier nennt für die Zukunft der Rocker-Gruppierung zwei Szenarien.

«Entweder werden die Chapter in der Schweiz in den kommenden Monaten versuchen, so unauffällig wie möglich zu sein. Um nicht weiter polizeilich beobachtet zu werden», erklärt der Experte. «Oder die Chapter lösen sich von selbst auf.»

Haben Sie Angst vor einem «Rocker-Krieg» in der Schweiz?

Allerdings werde es sich hier eher um eine Schein-Auflösung handeln. Die Personen, die in den Chaptern organisiert waren, würden ja weiterhin hier leben.

«Nicht ausserhalb des Gesetzes»

Das Urteil könnte laut Baier für die gesamte Rocker-Szene eine Signalwirkung haben: «Der Rechtsstaat versucht, Gewalt zu ahnden. Auch wenn sich die Gewalt nur zwischen den Gruppierungen ereignet und keine Unbeteiligten betroffen sind.»

Baier fasst zusammen: «Auseinandersetzungen zwischen ‹Outlaws›, wie sich die Rocker gern bezeichnen, finden also nicht ausserhalb des Gesetzes statt.»

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