Am Gymi Zürich-Nord werden wegen hoher Belastung der Schülerschaft die Hausaufgaben abgeschafft. Dies sei ein Affront an Lehrlinge, kritisiert ein Experte.
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Eine Gymnasiastin löst Aufgaben. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen hoher Belastung schafft das Gymi Zürich-Nord die Hausaufgaben ab.
  • Experten warnen nun vor einer Entwertung des Gymnasiums.
  • Ausserdem sei dieser Entscheid ein Affront an Lernende, die stärker belastet sind.

Wegen zu hoher Belastung soll die Schülerschaft des Gymnasiums Zürich-Nord keine Hausaufgaben mehr erledigen müssen. Eine Umfrage unter den 2200 Schülerinnen und Schüler habe ergeben, dass die Hälfte mindestens zwei Stunden mit Hausaufgaben beschäftigt seien.

Gegenüber Nau.ch bestätigte vergangene Woche Gabriela Heimgartner, Co-Präsidentin des Vereins Schule & Elternhaus: «Tatsächlich sind viele Jugendliche im Gymi überlastet.» Das liege aber nicht nur an der Schule, sondern auch an viele oft nebenbei Hobbys ausüben.

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Ein Gymnasiast erledigt Hausaufgaben. - keystone

Bei Experten sorgt die Abschaffung der Hausaufgaben aber für Kritik. So warnt etwa Stefan Wolter, Direktor der Schweizer Koordinationsstelle für Bildungsforschung, vor einer Entwertung des Gymis. «Lehrlinge sind viel stärker belastet», sagt er gegenüber der «SonntagsZeitung».

Wer eine Lehre absolviere, arbeitet täglich durchschnittlich acht Stunden und 20 Minuten. Dazu kommen einmal pro Woche neun bis zehn Lektionen an der Berufsschule. Zusammengezählt ergebe dies ein Wochenpensum von rund 42 Stunden. Zum Vergleich: Gymnasiastinnen und Gymnasiasten kommen im Schnitt auf etwa 34 Lektionen pro Woche, respektive 26 Stunden reine Unterrichtszeit.

«Lehrlinge sind stärker belastet als Gymnasiasten»

Hinzu kämen 13 bis 14 Wochen Ferien. Lernende könnten nur fünf bis sechs Wochen beziehen – «aber von ihnen redet kein Mensch», so Wolter. «Wenn man an den Gymnasien jetzt auch noch die Hausaufgaben abschafft, ist das ein Affront für alle Lehrlinge.»

Berufsbildung
Lehrer und Schüler der Technischen Berufsschule Zürich. - Keystone

Diese Meinung teilt auch Konrad Kuoni, Präsident des Zürcher Verbands der Lehrkräfte in der Berufsbildung. Er unterrichtet selbst an der Technischen Hochschule Zürich und sagt gegenüber der «Sonntagszeitung»: «Die Hausaufgaben streichen? Das ist ein Witz. Die Lehrlinge sind schon heute stärker belastet als Gymnasiasten.»

Wäre das Abschaffen von Ufzgi am Gymi sinnvoll?

Mit der Abschaffung der Hausaufgaben werde die Ungleichheit zwischen Gymi- und Berufsschülern noch grösser. Denn: Anders als an den Gymis sei die Hausarbeit an Berufsschulen kein Thema. «Mit Prüfungsvorbereitungen und Hausaufgaben kommen da im Schnitt pro Woche nochmals bis zu vier Stunden obendrauf», so Kuoni.

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