In keinem Jahr zuvor gab es in der Schweiz so viele Fälle von Menschenhandel wie 2020. Die FIZ unterstützte im vergangenen Jahr mehr als 1000 Menschen.
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Noch nie gab es so viele Fälle von Menschenhandel in der Schweiz wie im Jahr 2020. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die FIZ hat am Montag ihren Jahresbericht veröffentlicht.
  • In der Schweiz gab es noch nie so viele Fälle von Menschenhandel wie 2020.
  • Der Bedarf an Unterstützung für asylsuchende Opfer war besonders gross.

So viele Fälle von Menschenhandel gab es noch nie in der Schweiz: 2020 zählte die Fachstelle Frauenhandel und Migration (FIZ) zum ersten Mal mehr als 300 Fälle in einem Jahr. Die Mehrheit der Betroffenen ist weiblich aber auch trans Menschen und männliche Opfer wurden unterstützt. Die Opfer stammten aus mehr als 60 verschiedenen Ländern, wie die FIZ in ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht schreibt.

Die Fachstelle führt zwei Angebote: das spezialisierte Opferschutzprogramm für Betroffene von Menschenhandel und die Beratung für Migrantinnen. Insgesamt unterstützte die Fachstelle im vergangenen Jahr mehr als 1000 Menschen.

Viele asylsuchende Opfer suchten Unterstützung

Viele Betroffene wurden im Pandemiejahr durch die soziale Isolation, den Wegfall von Deutschkursen und Arbeitsmöglichkeiten sowie den Mangel an Tagesstrukturen verunsichert. Die notwendige psychosoziale Unterstützung und die psychologische Begleitung nahmen daher deutlich zu, wie es im Jahresbericht heisst. Der Bedarf an Unterstützung für asylsuchende Opfer war 2020 besonders gross, da die meisten anderen Angebote wegfielen.

Wegen der Coronapandemie erhöhte die FIZ die Bettenzahl in den Schutzunterkünften und organisierte zusätzliche Unterbringungen, um Ansteckungen zu verhindern. Die Aufnahme ist an 365 Tagen im Jahr möglich. Eine der Unterkünfte bietet eine sehr engmaschige Betreuung für Betroffene in einer akuten Krise, in anderen gibt es begleitetes Wohnen für bereits stabilisierte Personen.

FIZ verzeichnete 2020 deutlich mehr Klientinnen

Auch für die Klientinnen der Beratungsstelle für Migrantinnen bedeutete die Coronapandemie eine grosse Verunsicherung. So explodierte ihre Zahl geradezu von 377 im Vorjahr auf 705. Fast 60 Prozent davon waren Sexarbeiterinnen, meist aus Lateinamerika oder Osteuropa.

Durch die Coronapandemie standen die meisten über Nacht ohne Einkünfte da und konnten ihre Krankenkassenbeiträge, die Miete oder Lebensmittel nicht mehr bezahlen. Als erste Massnahme zahlte die FIZ im April niederschwellig Nothilfe aus. Ab Mai wurden die Zahlungen in eine Beratung eingebunden.

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