Mit den vergangene Woche veröffentlichten Plänen, die bestehende Luftseilbahn von Weggis auf die Rigi durch 10er-Gondeln zu ersetzen, stechen die Rigi Bahnen erneut in ein Wespennest.
Brambrüesch
Schneeräumen auf den Zugschienen (Symbolbild) - Keystone
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Sie verfolgten ein Wachstum «auf Teufel komm raus», kritisieren Anwohner und Naturschützer den Verwaltungsart in einem offenen Brief.

Der Bau der neuen Gondelbahn habe das einzige Ziel, die Frequenzen zu verdoppeln, heisst es im Schreiben, das am Freitag im amtlichen Mitteilungsblatt der Region erscheinen wird und unter anderem von René Stettler, Initiant der Petition «Nein! zu Rigi-Disney-World», aber auch von der grünen alt Nationalrätin Cécile Bühlmann aus Luzern, Adrian Schmid, Geschäftsführer des Schweizer Heimatschutzes und vom Luzerner alt SP-Nationalrat Hans Widmer unterzeichnet ist.

Die Rigi Bahnen hätten in ihre Ausbaupläne jene Personen nicht miteinbezogen, welche die Rigi-Charta 2030 für eine schonende und nachhaltige Entwicklung des Tourismusberges mitunterzeichnet hätten, kritisieren sie.

Das Vorgehen verletze das Vertrauen in grober Weise und zeige, dass die Rigi Bahnen an der Umsetzung des von der Petition «Nein! zu Rigi-Disney-World» kritisierten Masterplans weiterarbeiteten, als wäre nichts geschehen.

Die Verfasser des offenen Briefes sind der Ansicht, dass die geplante neue Gondelbahn «nur gravierende Nachteile» mit sich bringe. Zudem würden so aufgrund der steigenden Frequenzen jährlich eine Million Besucher auf die Rigi reisen. Auf eine Obergrenze wollten sich die Verantwortlichen der Rigi Bahnen nicht festlegen. René Stettler forderte maximal 800'000 Besucher pro Jahr.

Die geplante Entwicklung gehe nicht in Richtung Nachhaltigkeit, heisst es im offenen Brief weiter. Vielmehr werde die Königin der Berge «heruntergewirtschaftet».

Aufgeheizte Stimmung am Berg

Die Diskussion um die Entwicklung der Rigi läuft schon ein Weilchen. Die einen wollen die natürliche Schönheit der Rigi vermarkten und Massentourismus verhindern, die anderen mehr Touristen und diesen vor allem mehr bieten.

Im April 2017 hatte der Chef der Rigi Bahnen, Stefan Otz, an der Bilanzmedienkonferenz erstmals öffentlich gemacht, dass er 50 bis 70 Millionen Franken in den Ausbau der Infrastruktur investieren wolle. Es lag bereits ein 300'000 Franken teurer Masterplan vor.

Otz sprach von neuem Rollmaterial, einer zehn Meter hohen Aussichtsplattform in Form eines Tannenzapfens auf Scheidegg, vom Sendeturm auf dem Gipfel bei Kulm, wo Bildschirme Besuchern auch bei schlechtem Wetter virtuell eine Aussicht bieten sollen. Von einer Schaukäserei. Seine Phantasie reicht bis zu einem historischen Schweizer Bergdörfli. Der eigentliche Aufschrei kam erst später.

Und zwar im Spätsommer, als der Kulturwissenschaftler und Rigi-Anwohner René Stettler Unterschriften für die Petition «Nein! zu Rigi-Disney-World» sammelte und damit eine grosse Medienresonanz erzielte. Über 3000 Personen stellten sich hinter sein Anliegen - auch Prominente wie Emil Steinberger oder Mario Botta. Stettler forderte eine «öffentliche, demokratische Diskussion.» Es gehe ihm um die «DNA des Berges».

Im Sommer dieses Jahrs gab es dann einen runden Tisch der Arbeitsgruppe Rigi. Darin vertreten sind die Rigi Bahnen AG, die RigiPlus AG, die IG Rigi Kaltbad-First, die Petitionäre, Pro Rigi, der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee, die Hotellerie, die Unterallmeind Korporation Arth und die Gemeinden Weggis und Vitznau. Man einigte sich auf eine Charta, die für eine schonende, nachhaltige Entwicklung der Rigi sorgen soll.

Die Unterzeichner des offenen Briefs erwarteten danach «wiederkehrende Gespräche», wie sie nun schreiben. «Damit die Charta nicht zu einem Papiertiger wird.» Das sei nicht eingetroffen. Im Gegenteil. «Die Rigi Bahnen arbeiten an der eigenen Agenda weiter.»

Vor einer Woche verkündeten die Rigi Bahnen, dass sich die Gäste der Rigi künftig in 10er-Gondeln von Weggis nach Rigi Kaltbach fahren lassen sollen. Sie möchten einerseits die bestehende Luftseilbahn mit zwei Kabinen durch 21 kleinere Gondeln ersetzten. Andererseits für die Zahnradbahn von Vitznau auf den Berg neues Rollmaterial beschaffen.

In der Medienmitteilung dazu schrieben die Rigi Bahnen: «Das Vorhaben soll die Leitsätze der Rigi Charta 2030 berücksichtigen.» Zudem sollten Landschafts-, Natur- und Heimatschutzverbände sowie die Anrainer ins Planungsverfahren einbezogen werden.

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