Elternzeit: Schweiz bleibt gespalten – Europa setzt andere Massstäbe

Ines Biedenkapp
Ines Biedenkapp

Bern,

Elternzeit sorgt in der «Arena» für hitzige Debatten. Während in der Schweiz diskutiert wird, ist diese in Europa bereits etabliert.

Elternzeit
Während in der Schweiz viel über die Elternzeit diskutiert wird, setzen die Nachbarländer diesen bereits um (Symbolbild). - keystone

Aktuell haben Schweizer Mütter Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Väter erhalten zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub, wie «SRF» berichtet.

Einen gesetzlich geregelten Elternurlaub gibt es nicht – einzelne Unternehmen bieten aber freiwillige Modelle an. Eine neue Volksinitiative fordert nun 36 Wochen Elternzeit, aufgeteilt je zur Hälfte auf Mutter und Vater.

Der Bundesrat hat dazu einen Bericht zu Kosten und Nutzen verschiedener Modelle vorgelegt, wie auf «bsv.admin» mitteilt wird. Die Initiative will die Gleichstellung fördern und den bestehenden Mutterschafts- sowie Vaterschaftsurlaub ersetzen.

Europa bietet längere Elternzeiten

In vielen europäischen Nachbarländern ist die Elternzeit längst etabliert. In der EU den Mitgliedsländern in einer Richtlinie einen Anspruch auf bis zu 14 Monate Mutterschutz vor, wie «SRF» berichtet.

Elternzeit
In der Schweiz wird die Elternzeit derzeit viel diskutiert (Symbolbild). - keystone

Väter haben ein Anrecht auf zehn Tage. In Deutschland haben Eltern einen Anspruch auf mindestens 14 und bis zu 36 Monate Elternzeit.

Elternzeit kann aufgeteilt werden

Beide Elternteile können die Zeit flexibel aufteilen, wobei der Anspruch entfällt, sobald das Kind 8 Jahre alt ist. In Frankreich gibt es 16 Wochen Mutterschaftsurlaub und 28 Tage Vaterschaftsurlaub.

Elternzeit
Die neue Initiative sieht vor, dass auch Väter eine Elternzeit nehmen dürfen (Symbolbild). - keystone

Zusätzlich können Eltern bis zu drei Jahre unbezahlte Elternzeit nehmen, wie «profamilia.ch» berichtet. Österreich bietet 16 Wochen Mutterschaftsurlaub und einen Papamonat, wie «SRF» berichtet.

Politische Fronten bleiben verhärtet

Die Regelungen sind in Europa sehr unterschiedlich, aber meist grosszügiger als in der Schweiz. In der «Arena» zeigen sich die politischen Lager tief gespalten.

Linke Parteien und Familienverbände fordern eine umfassende Elternzeit. Bürgerliche Parteien warnen vor hohen Kosten und Eingriffen in die Wirtschaft, wie «SRF» berichtet.

Bist du für eine nationale Elternzeit?

Der Nationalrat diskutiert derzeit verschiedene Modelle. Eine Mehrheit ist für mehr Flexibilität, aber nicht für eine radikale Ausweitung, wie «Tele1» berichtet.

Kommentare

User #2314 (nicht angemeldet)

In der Diskussion um Elternzeit wird oft mit Nachbarländern verglichen, ohne die unterschiedlichen Finanzierungs- und Kostenstrukturen zu berücksichtigen. In Ländern wie Deutschland oder Schweden wird Elternzeit grossmehrheitlich über staatliche Fonds oder breit abgestützte Sozialversicherungen finanziert. Arbeitgeber sind dort weniger stark belastet. In der Schweiz dagegen wird Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung (EO) getragen – also direkt durch Lohnabzüge von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden. Eine allgemeine Elternzeit existiert bisher nicht. Ein fairer Vergleich muss auch die Lebenshaltungskosten einbeziehen – etwa Mieten, Gesundheitskosten oder Kinderbetreuung. Diese sind in der Schweiz im europäischen Vergleich deutlich höher. Gleichzeitig fehlt oft ein System, das diese Belastung ausgleicht. Wer also echte Vergleiche anstellt, muss nicht nur die Dauer des Urlaubs, sondern auch die Finanzierung und die sozioökonomischen Rahmenbedingungen betrachten. Nur so entsteht ein realistisches Bild – statt ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

User #1412 (nicht angemeldet)

Die Nachbarländer sind auch alle viel höher verschuldet, als die Schweiz.

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