Nach einer Hitzewelle forderte ein Gletschersturz in den Dolomiten (I) sieben Tote. Auch bei uns sei ein solches Ereignis möglich, aber selten, so Experten.
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Die Teilnehmer rennen auf dem Tsanfleuron-Gletscher und nähern sich dem Ziel des Glacier 3000-Laufs oberhalb des alpinen Ferienorts Les Diablerets im Kanton Waadt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Gletscherabbruch wie in Italien ist auch hierzulande denkbar, sagen Experten.
  • Es sei praktisch unmöglich, diesen rechtzeitig zu erkennen – selbst für Erfahrene.
  • Da es für einen Gletschersturz viele Faktoren braucht, bleibt ein solches Ereignis selten.

Am Sonntag starben bei einem Gletscherabbruch am Berg Marmolata in den Dolomiten (I) sieben Personen, weitere werden noch immer vermisst.

Schuld an der Tragödie ist der Klimawandel. Die italienische Bergwacht sieht in den hohen Temperaturen den Grund für das Unglück, wie sie gegenüber dem staatlichen TV sagt. Seit Ende Juni wird das Land von einer intensiven Hitzewelle heimgesucht.

Trockenheit und Hitze «unterstützen potenziell gefährliche Situation»

Auch in der Schweiz ist das Wandern an Gletschern sehr beliebt. Etwa am Aletschgletscher im Wallis oder am Eigergletscher im Kanton Bern.

Doch besteht hierzulande ebenfalls die Gefahr eines solchen Unglücks? «Ja, solche Ereignisse können nie ausgeschlossen werden», sagt Matthias Huss, Glaziologe beim WSL, gegenüber Nau.ch.

Nicht nur die Trockenheit und Hitze würden zu einem Gletscherabbruch beitragen. «Sie unterstützen auch eine potenziell gefährliche Situation, die vorher schon vorlag».

Dem stimmt auch Martin Funk, Professor für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie an der ETH, zu: «Je wärmer die Witterung ist, desto günstiger ist es für diese Art von Gletscherinstabilitäten», erklärt Funk auf Anfrage.

Aber nicht nur das: In Italien gabs dieses Jahr sehr wenig Schnee im Winter, und die Eisschmelze begann früh. Eine zusätzliche Gefahr.

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Der Gletschersturz in den Dolomiten (I).
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Die Teilnehmer rennen auf dem Tsanfleuron-Gletscher und nähern sich der Ziellinie des Glacier 3000-Laufs oberhalb des Alpenorts Les Diablerets im Kanton Waadt.
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Der Basodino-Gletscher im Tessin (Archiv).
Pizol Gletscher
Vom Pizolgletscher im Kanton Graubünden ist nicht mehr viel übrig (Archiv).
Aletschgletscher
Der Aletschgletscher im Kanton Wallis.

Ungünstige Situationen können schnell auftreten

Die Experten warnen drum: Berggänger können einen Abbruch kaum vorhersehen. «Für den Laien dürfte es sehr schwierig sein, eine Situation einzuschätzen. Selbst mit viel Erfahrung ist es oft fast unmöglich, mit einer einzelnen Beobachtung abzuschätzen, ob ein Abbruch unmittelbar bevorsteht oder nicht», so Huss.

Funk bläst ins selbe Horn: «So können auch vergleichsweise schnell ungünstige Situationen auftreten. Das macht die Früherkennung von gefährlichen Entwicklungen schwierig.»

Haben Sie schon mal eine Gletscherwanderung gemacht?

Für Huss ist klar: Der Klimawandel führt zu «schwer vorhersehbaren Situationen, die ständig neu beurteilt werden müssen.»

Eistürme «so gross wie Wolkenkratzer»

Extrembergsteiger und Umweltschützer Reinhold Messner schildert der Deutschen Presse-Agentur einen Gletschersturz. An den Abbruchkanten der Gletscher würden sich Eistürme bilden. Diese könnten «so gross wie Wolkenkratzer oder Häuserzeilen sein».

Er ist davon überzeugt, dass solche Vorfälle häufiger vorkommen werden. Dies aufgrund vermehrter Fels- und Eisabbrüche.

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