Heterosexuelle Ehefrauen dürfen sich künstlich befruchten lassen – mit Samen von einem Spender. Das könnte Lesben trotz «Ehe für Alle» verwehrt bleiben.
Hochzeit und Ehe für Alle.
Die Ehe für Alle muss tatsächlich die gleichen Rechte und Pflichten bieten. - facebook / los
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern schickte das Parlament zwei Vorschläge zur «Ehe für Alle» in die Vernehmlassung.
  • Eine Variante sieht vor, homo Paaren die Reproduktionsmedizin vorzuenthalten.
  • Das betrifft die Samenspende und künstliche Befruchtung homosexueller Frauen.
  • Nicht gefordert wird dagegen die Leihmutterschaft für schwule Paare.

Ein grosses Zeichen für die Liebe: Am gestrigen Valentinstag schickte das Parlament zwei Varianten für eine «Ehe für Alle» in die Vernehmlassung.

Doch bereits schieben sich wieder dunkle Wolken vor den Regenbogen am Gleichberechtigungs-Himmel. Denn bei der «Ehe für Alle» drohen die Frauen einmal mehr den Kürzeren zu ziehen.

Frauen werden benachteiligt

Der Unterschied zwischen den beiden Versionen machen die Kinder: Adoptieren darf sie jedes verheiratete Paar. Sich mit Hilfe einer Samenspende künstlich befruchten lassen dagegen nur die heterosexuelle Gattin. «Damit wären Frauenpaare benachteiligt gegenüber Heteropaaren», so Anna Rosenwasser, Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS).

Anna Rosenwasser, Lesbenorganisation Schweiz.
In der «Ehe für Alle» gehe es nicht nur um die Hochzeit: Anna Rosenwasser, Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS). - facebook / anna rosenwasser

Die Ehe bestehe nicht nur aus dem Heiraten, «sondern aus ganz vielen anderen Rechten und Pflichten. Eines dieser Rechte ist die künstliche Befruchtung». Rosenwasser befürchtet, dieses eine Recht politisch nicht durchbringen zu können.

Denn die Schlagkraft der Lesben sei auf dem politischen Parkett ungleich schwächer, als jene der Männer: «Wird sind nicht nur Homos, wir sind auch noch Frauen. Das heisst, wir sind auch in weniger Machtpositionen vertreten.»

Diese Doppeldiskriminierung zeige sich auch in der Zusammensetzung des nationalen Parlaments. Da nämlich gibt es einige geoutete Schwule – bis vor Kurzem auch bei der SVP. «Aber keine einzige geoutete bisexuelle oder lesbische Frau. Das ist kein Zufall.»

Frauen- und besonders Lesben-Interessen durchzuboxen, sei darum noch immer schwierig.

Hochzeit zweiter Klasse

Ganz ohne politische Unterstützung stehen die frauenliebenden Frauen aber nicht da. «Die SP hat sich immer dafür eingesetzt, dass die «Ehe für Alle» auch die gleichen Rechte und Pflichten für alle Ehepaare mit sich bringt. Das beeinhaltet unserer Meinung nach auch den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin», erklärt SP-Nationalrätin Min Li Marti.

SP Min Li Marti
SP-Nationalrätin Min Li Marti kämpft mit Wasserfallen für ein klareres Sexualstrafrecht. - Keystone

Dass nur heterosexuelle Frauen sich in der Schweiz künstlich befruchten lassen dürfen, sei eine klare Diskriminierung. «Was nützt eine Ehe für alle, wenn sie dann doch nur eine Ehe zweiter Klasse ist?»

Zudem sei es «nicht im Interesse eines Kindes», dass seine eine Mutter nach einer künstlichen Befruchtung mühsam und langwierig die Elternschaft beantragen müsse.

Ziehen Schwule den Kürzeren?

Falls homosexuelle Frauen sich bald künstlich befruchten lassen könnten, sind dann die Männer benachteiligt? Als Forderung oder auch Sorge, bestätigt Marti, habe sie diesen Gedanken auch schon gehört. Wird er umgesetzt?

Anna Rosenwasser schüttelt den Kopf. «Wir fordern nur gleiche Rechte, wie die Heteros sie haben. Keine Sonderrechte», stellt sie klar.

«Die Leihmutterschaft ist in der Schweiz für alle verboten. Auch für Heteros. Deswegen ist sie momentan gar kein Thema», so Rosenwasser.

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