Donald Trump: Stimmt seine Aussage über Schweizer Gefängnisse?
In einer Rede sprach Donald Trump davon, dass 72 Prozent der Inhaftierten in der Schweiz Ausländer seien. Doch stimmt diese Aussage tatsächlich?

Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump sprach am Dienstag in New York über Themen wie Klima und Migration.
- «Die schöne Schweiz» werde durch die illegale Immigration zerstört, meinte er.
- Denn 72 Prozent der Inhaftierten in der Schweiz seien Ausländer.
- Kriminologe Dirk Baier beunruhigt dies nicht: «Der Anteil ist seit vielen Jahren stabil.»
Am Dienstag hielt US-Präsident Donald Trump eine Rede vor den Mitgliedern der Vereinten Nationen. In New York sprach er unter anderem über Themen wie Klima und Migration.
Dabei behauptete er einmal mehr, dass illegale Migration zu mehr Kriminalität führe. So käme es beispielsweise zu mehr Körperverletzungen und Vergewaltigungen.
Donald Trump erwähnt auch die Schweiz
Auch die europäischen Länder – insbesondere die Schweiz – wurden vom Amerikaner kritisiert. Die Europäer warnt er: «Eure Länder gehen zur Hölle wegen illegaler Immigration.» Und «die schöne Schweiz» werde durch die illegale Immigration zerstört.
00:00 / 00:00
Donald Trump fügte hinzu, dass 72 Prozent der Gefängnisinsassen in der Schweiz ausländischer Herkunft seien. Doch stimmt diese Aussage tatsächlich?
Ja – wie Daten des Bundesamtes für Statistik zeigen. Im Januar 2025 gab es insgesamt 6994 inhaftierte Personen in der Schweiz. Davon hatten nur gerade 1925 einen Schweizer Pass. 5069, also 72,5 Prozent, hingegen waren ausländische Staatsbürgerinnen und -bürger.

Aufgrund dieser Zahlen fordert Donald Trump, man müsse «das gescheiterte Experiment von offenen Grenzen» beenden.
«Der Anteil ist seit vielen Jahren stabil»
Für Dirk Baier, Kriminologe an der Universität Zürich und an der ZHAW, sind die Zahlen jedoch nicht beunruhigend. «Der Anteil von etwa 72 Prozent ist seit vielen Jahren stabil», so der Experte gegenüber Nau.ch.
Baier sieht die hohen Zahlen ausländischer Inhaftierter zum einen am hohen Anteil an Kriminaltouristen: «Das heisst, Personen aus dem europäischen Ausland kommen hierher, um Einbrüche, Diebstähle und so weiter zu begehen.» Einfach deshalb, weil es hier etwas zu holen gebe.

Ein zweiter Grund sei, dass man in der Schweiz Haftstrafen als Ultima Ratio anwende. Denn: «Wenn immer möglich, wird versucht, Haftstrafen zu vermeiden», sagt der Kriminologe. Dies sei insbesondere häufiger bei einheimischen Schweizerinnen und Schweizern der Fall.
«Bei ihnen besteht beispielsweise keine Fluchtgefahr, weil sie ihre Netzwerke hier in der Schweiz haben.» Bei ausländischen Personen werde hingegen häufiger eine Haftstrafe verhängt.
Zuletzt sei zu beachten, dass die Schweiz im europäischen Vergleich hinter Luxemburg den zweithöchsten Ausländeranteil habe. «Insofern ist klar, dass auch der Ausländeranteil in Gefängnissen überdurchschnittlich ausfällt», so Baier.