Immer noch ist unklar, wer der Nachfolger des Churer Ex-Bischofs Vitus Huonder wird. Eine aktuelle Liste soll vier Kandidaten in den Vordergrund stellen.
Vitus Huonder
Der ehemalige Churer Bischof Vitus Huonder auf dem Weg zur Chrisammesse am Hohen Donnerstag in Chur. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vitus Huonder trat im Mai 2019 als Bischof von Chur zurück.
  • Die aktuellste Nachfolger-Liste für Rom soll vier Erzkonservative vorstellen.

Mitte Mai 2019 verabschiedete sich Vitus Huonder nach fast zwölf Jahren aus dem Amt des Churer Bischofs. Der Papst ernannte daraufhin den 75-jährigen Walliser Peter Bürcher zum Apostolischen Administrator als Übergangslösung, bis eine Nachfolge gefunden wird.

In einem intransparenten Verfahren werden zurzeit neue Kandidaten für den Bischofsstuhl in Chur gesucht. Gemäss der «NZZ» stehen auf der aktuellsten Liste vier Kleriker.

Martin Grichting polarisiert

Der bekannteste Kandidat ist gleichzeitig die ehemalige Rechte Hand von Vitus Huonder – Martin Grichting. Seine Chancen zum Bischof gewählt zu werden gelten jedoch als gering, da er in der Kirche polarisiert.

Martin Grichting
Martin Grichting, ehemaliger Generalvikar des Bistums Chur. - Keystone

Ein Insider erklärt gegenüber der Zeitung nämlich: «Mit Grichting würde man eine Art kirchlichen Steve Bannon in dieses Amt hieven, der die gegenwärtigen Strukturen zerstören will.»

Andreas Fuchs und der «Beichtspiegel»

Auch sein «Mitstreiter» Andreas Fuchs zählt in der katholischen Kirche zu den Konservativen. Der Generalvikar von Graubünden gehört der Gruppierung «Servi della Sofferenza» («Diener des Leidens») an, welche sich zu Keuschheit, Armut und absolutem Gehorsam verpflichtet.

2004 sorgte Fuchs als Priester in der Lenzerheide für negative Schlagzeilen in den lokalen Medien als er seinen 13-jährigen Schülern «Beichtspiegel» verteilte. Vor der Firmung sollten die Jugendlichen damit angeben, welche 36 sündhaften Verfehlungen – wie etwa Selbstbefriedigung – sie wie oft begangen haben.

Ex-Metallbauschlosser Martin Rohrer

Dritter Anwärter ist Martin Rohrer, Leiter des Priesterseminars St. Luzi in Chur. Er war früher zuständig für den Jugendtreff Padre Pio in Brunnen SZ und Programmchef des «Radio Gloria. Gott ist Liebe».

Chur Kirche
Blick auf den Churer Hof mit der Kirche St. Maria Himmelfahrt. - keystone

Nebst Fuchs ist auch Rohrer Teil der «Servi della Sofferenza». Wie der «Tages-Anzeiger» dabei schreibt, sei es auffällig, dass viele «Diener des Leidens» unter anderem dank Huonder studieren und Kleriker werden können – ohne Matura. So war etwa Rohrer vor seiner Karriere in der Kirche Metallbauschlosser.

Auch aus dem inneren Kreis Huonders: Gion-Luzi Bühler

Der vierte Mann, Gion-Luzi Bühler, ist Dompfarrer in Chur und gehörte früher zu den Schweizer Gardisten. Auch er kann, wie die «NZZ» schreibt, zum inneren Kreis Huonders gezählt werden.

Peter Bürcher
Peter Bürcher ist zurzeit Apostolischer Administrator in Chur. - Keystone

Kirchen-Insider befürchten nun, dass bei einer Bischofswahl von Fuchs, Rohrer oder Bühler trotzdem Martin Grichting weiterhin die Strippen zieht. Denn das Trio bringe «die Voraussetzungen für das Bischofsamt schlicht nicht mit».

«Fuchs, Rohrer und Bühler leben in Chur innerhalb von wenigen hundert Metern und haben noch nie etwas vom Leben in der modernen Welt gesehen», stichelt ein Informant gegenüber der Zeitung.

Papst Franziskus und Vitus Huonder.
Papst Franziskus und Vitus Huonder. - Keystone

Der Vatikan-Gesandte in der Schweiz, Nuntius Thomas Gullickson, wird irgendwann seine Liste von Vorschlägen nach Rom schicken. Ob genau diese vier darauf stehen, bleibt unklar.

Die Bischofskongregation und der Papst können sich dann an den Vorschlägen orientieren oder eine neue Dreierliste erstellen. Jemand aus dieser Liste wird schliesslich vom Domkapitel in Chur zum Bischof gewählt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Steve BannonVatikanArmutPapstLiebeNZZ