Geburtstag

Die Centovallibahn feiert ihren 100. Geburtstag

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Bellinzona,

Ihr geschwungener Weg durch das Tal der hundert Täler gehört zu den schönsten, die auf Schienen erkundbar sind: Die Rede ist von der Centovallibahn. Am 25. November wird die «Centovallina», wie sie im Tessin liebevoll genannt wird, 100 Jahre alt.

Die Centovallibahn, welche das Piemont mit dem Tessin verbindet, feiert ihren 100. Geburtstag.
Die Centovallibahn, welche das Piemont mit dem Tessin verbindet, feiert ihren 100. Geburtstag. - sda - KEYSTONE/Ti-PRESS/PABLO GIANINAZZI

Der Herbst ist die vielleicht beste Jahreszeit, um die Centovalliroute zu erleben: Die Sonne steht schon tief und lässt das Orange, Gelb und Dunkelgrün des Waldes warm leuchten. Ab und zu zieht ein kleines Kirchlein am Zugfenster vorbei. Und manchmal streift ein Ast wie von Elfenhand geführt über den Zugwaggon. Denn dieses Züglein fährt regelrecht durch den Wald.

Niemand hat es eilig in diesen stillen Tälern, die zwischen dem piemontesischen Domodossola und Locarno liegen. Weder die in der Kurve quietschende Bahn, die scheinbar mühevoll den ersten Anstieg in Richtung Creggio unter die Räder nimmt, noch die Fahrgäste, die sich kaum sattsehen können an der Landschaft, den aus Stein gebauten Häuschen und den zuerst kargen und in Richtung Schweiz immer grüner werdenden Hängen.

Die Geburt der Centovallina, die auf italienischer Seite «Vigezzina» wie das gleichnamige Tal genannt wird, war alles andere als einfach. Ursprünglich sollte die Linie Teil der grossen Alpentransversale werden, doch dann fiel der Entscheid auf die Gotthardroute. Gebaut wurde die Centovallina dann doch noch und bis heute ist sie die schnellste Verbindung zwischen Bern und dem Tessin.

Mit 83 Brücken und 31 Tunnels auf einer Strecke von 52 Kilometern gilt die Centovallina als Meisterwerk der Ingenieurskunst. Doch von der ersten Idee bis zu ihrer Verwirklichung vergingen ganze 25 Jahre.

Einer der Hauptpromotoren der Bahn war der Locarneser Stadtpräsident Francesco Balli (1852-1924). Der ehemalige Ständerat wollte seine Stadt am Aufschwung der Hotellerie ab 1875 teilhaben lassen und dafür brauchte es einen Anschluss ans Eisenbahnnetz. Zwar hatte die Gotthardbahngesellschaft noch vor Eröffnung des Tunnels eine Zweiglinie von Cadenazzo nach Locarno gebaut. Doch das Hinterland des Locarnese konnte von dieser kaum profitieren.

1892 gründete der Jurist deshalb die Vereinigung «Pro Locarno e Dintorni» mit dem Ziel der Förderung des Tourismus in der Region. Sieben Jahre später reichte der visionäre «Sindaco» beim Bund ein Konzessionsgesuch ein und knüpfte dieses an die Bedingung, dass die Centovallibahn auf der italienischen Seite weitergeführt und der Anschluss an die Simplonroute gesichert wird. Auf italienischer Seite setzte sich der Lehrer Andrea Testore (1855-1936) von Beginn weg für die Realisierung der Bahn im Vigezzotal ein.

Aus Ballis ursprünglicher Idee, parallel zur Centovallibahn eine Bahnlinie ins Maggiatal und eine am rechten Ufer des Lago Maggiore entlang zu bauen, wurde nur teilweise etwas: Die Maggiatalbahn verkehrte zwar ab 1907, wurde jedoch 1965 durch Busse ersetzt. Und die Italiener bekundetem nur wenig Interesse an einer Bahnlinie für das rechte Langenseeufer.

Das Projekt «Centovallibahn» jedoch schritt voran und nach einigem Hin- und Her auf italienischer Seite erteilte das Ministerium für öffentliche Arbeit in Rom im Herbst 1912 die Baubewilligung.

Doch mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 musste der Bau unterbrochen werden: Die italienischen Arbeiter rückten in die Armee ein und Italien verwendete das für den Abschnitt im Vigezzotal vorgesehene Baumaterial an der Front.

Nach Kriegsende erarbeiteten Schweizer Diplomaten in Rom mit ihren italienischen Kollegen einen Staatsvertrag über den Betrieb der Bahnlinie. Dieser wurde 1919 vom italienischen König Vittorio Emanuele und vom Bundesrat ratifiziert. Das Abkommen verpflichtete die beiden Seiten unter anderem, eine Einheit in Technik und Betrieb sicherzustellen.

Ab 1919 schritten die Bauarbeiten rasch voran und Ende März 1923 befuhr ein Werkzug erstmals die gesamte Strecke. Offiziell eröffnet wurde die Bahnlinie am 25. November 1923.

Bis heute ist eine Fahrt mit der Centovallibahn eine Reise im wahrsten Sinne des Wortes. Nach der Talebene von Domodossola windet sich das weissblaue Bähnlein in zahlreichen Kehren hinauf nach Creggio am Rande des Vigezzotals.

Es folgen spektakuläre Ausblicke in Richtung Italien bevor der Zug durch stille Waldstücke nach Santa Maria Maggiore gleitet. Bei Intragna quert das Züglein den berühmten Viadukt und gibt wenig später den Blick frei auf den See, der wiederum Italien mit der Schweiz verbindet und an dessen Ende die Geschichte der Centovallina ihren Anfang nahm.

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