Deutsche Anwälte gehen auf Schweizer Tiktok-Teenies los

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich,

Schweizer Tiktok-Teenies tappen in die Musik-Urheberrechts-Falle. Sie erhalten deshalb Post von deutschen Anwälten, die zum Teil hohe Geldsummen fordern.

Tiktok Urheberrecht Musik
Tiktok-Tanzvideos, die mit Musik unterlegt sind, können aus urheberrechtlichen Gründen teuer werden. (Symbolbild) - Screenshot Tiktok: @afr0.jr

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein lustiges Tanzvideo auf Tiktok zu posten, kann teuer werden.
  • Jugendliche erhalten wegen strengeren Urheberrechtsregeln in Deutschland Abmahnungen.

Für viele Jugendliche in der Schweiz etwas Alltägliches: ein lustiges Tanzvideo auf Tiktok posten, hinterlegt mit fetziger Musik. Doch beim Posten eines solchen Videos lauert eine unerwartete Gefahr: Anwaltspost mit hohen Geldforderungen.

«Wir erhalten manchmal täglich mehrere Anfragen von Nutzern, die Abmahnbriefe mit absurd hohen Geldforderungen von bis zu 25'000 Franken erhielten.» Dies sagt Medienrechtsanwalt Martin Steiger gegenüber «CH Media».

Es seien oft kleine Nutzer mit geringer Reichweite, die solche Briefe erhalten würden. Und: Fast immer kämen diese Forderungen aus Deutschland. Denn bei unseren nördlichen Nachbarn gelte ein strengeres Urheberrecht als hierzulande.

Verwirrende Rechtslage

Auf Tiktok gibt es dem Bericht zufolge zwei legale Wege zur Nutzung von Musik: Nicht-kommerzielle Nutzer können Songs aus einer grossen Musikbibliothek wählen. Kommerzielle Nutzer hingegen müssen Musik aus einer kleineren kommerziellen Bibliothek verwenden.

Doch diese Unterscheidung sei nicht immer einfach zu machen. Der deutsche Bundesgerichtshof habe nämlich entschieden, dass Videos auch dann als gewerblich gelten können, wenn sie keine direkte Werbung enthalten.

Und es wird noch komplizierter: TikTok zeigt die Videos weltweit an. Damit gelten für jeden Post die unterschiedlichen Gesetze der Länder, in denen sie angesehen werden. Ein regelrechter Urheberrechts-Dschungel, indem es nicht einfach ist, den Durchblick zu behalten.

Schweizer Urheber sind kulanter

Die Suisa (Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik) verfolgt keine Tiktok-Teenies wegen Rechtsverletzungen. «Wir haben noch nie solche Nutzungen gegenüber Userinnen und Usern geahndet, und wir werden das auch in Zukunft nicht tun.» Dies sagt Giorgio Tebaldi, Kommunikationschef der Suisa gegenüber «CH Media».

Und weiter: «Wir unterscheiden dabei gar nicht zwischen ‹kommerzieller› oder ‹nicht kommerzieller› Nutzung. Und lizenzieren also für diese Rechte grundsätzlich alles, was auf Tiktok stattfindet.» Tebaldi vermutet, dass die Abmahnungen eher von grossen Musikverlagen wie Universal oder Sony kämen.

Bist du auf Tiktok aktiv?

Tiktok wollte sich zu diesem Thema gegenüber den «CH Media»-Zeitungen nicht äussern. Laut Medienrechtsanwalt Steiger könnten Social-Media-Plattformen ihre Nutzer aber besser über die Rechtslage informieren.

Gefährliche Challenges grassieren auf Tiktok

Es ist nicht das erste Mal, dass Tiktok in den Schlagzeilen landet: Immer wieder tauchen nämlich gefährliche Trends und Challenges auf der Plattform auf. Schon vor einigen Jahren würgten sich Teenager und Kinder, filmten sich dabei und stellten die Videos online.

Oder auch im Januar dieses Jahres, als mehrere Westschweizer Kantone vor der «Paracetamol-Challenge» warnten. Dabei fordern sich Jugendliche gegenseitig heraus, hohe Dosen des Schmerzmittels Paracetamol einzunehmen.

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Kommentare

Ruoni

Abmahnbriefe von deutschen Anwälten kann man einfach ignorieren :)

User #4101 (nicht angemeldet)

Das Abmahn Hobby ist in Deutschland weit verbreitet. Es ist quasi eine Volkskrankheit. Einfach nicht beachten, bei uns gilt nicht Deutsches Recht

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