Eine Nau.ch-Leserin erhält im Zug eine AirTag-Warnung. Wird sie etwa gestalkt? Ein Experte erklärt, wieso die Funktion gar als Schutz vor eben diesem dient.
airtag apple
Tracker – wie Apples Air-Tag – helfen beim Suchen und Finden von Gegenständen. Der Air-Tag funktioniert mit Bluetooth, andere Tracker nutzen auch GPS. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • iPhones warnen ihre Besitzer vor fremden AirTags in der Nähe.
  • So will Apple gegen Missbrauch – etwa für Stalking – vorgehen.
  • Ein Experte erklärt, ob diese Funktion datenschutztechnisch überhaupt erlaubt ist.
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Während sie im Zug von Basel nach Bern sitzt, wird Nau.ch-Leserin Anne N.* von einer seltsamen Nachricht auf dem Handy überrascht. Ihr iPhone schickt ihr eine deutliche Warnung: «AirTag in deiner Nähe entdeckt

Dazu heisst es: «Falls dir dieses AirTag nicht bekannt vorkommt, erfahre, wie du es deaktivieren kannst.» Anne ist zunächst verwirrt. Versucht da etwa jemand, sie zu tracken?

Ein Blick auf die Karte bringt Erleichterung. Das unbekannte AirTag folgt ihr seit Basel – es gehört wohl jemand anderem im Zug. Und tatsächlich, nachdem sie in Bern umsteigt, verschwindet die Warnung.

AirTag
Im Zug kann es schnell passieren: Reist ein AirTag mit, erhalten andere iPhones diese Warnung.
AirTag
Auf der Karte sieht man, seit wann sich das AirTag in der Nähe befindet.

Problem beim Datenschutz?

Aber wozu dient diese Funktion überhaupt? Und ist es datenschutztechnisch nicht heikel, wenn alle iPhone-Nutzer sehen können, wer ein AirTag besitzt?

«Apple hat mit dem AirTag ein Objekt geschaffen, das von Natur aus dazu neigt, für Stalking verwendet zu werden», erklärt Angelo Mathis, Vorstandsmitglied der Information Security Society Switzerland (ISSS). Die kleinen runden Chips können durch das weltweite Netzwerk von Apple-Telefonen überall gefunden werden.

Das ist ideal, wenn man beispielsweise dazu neigt, Gegenstände wie Schlüssel oder Portemonnaie zu verlieren. «Der Nachteil sind mögliche Missbräuche», warnt Mathis.

In den letzten Jahren haben es regelmässig Stalking-Fälle via AirTags in die Medien geschafft – einige endeten gar tödlich. In den USA haben rund 40 Opfer von Verfolgung per AirTag vor rund einer Woche nun eine Klage gegen Apple eingereicht.

Apple Airtags
Klein, praktisch und gefährlich. Apple Airtags werden oft auch von Kriminellen missbraucht. - Keystone

Auf fast 140 Seiten listen dabei etwa Frauen auf, wie sie von Ex-Partnern verfolgt wurden. Oft versteckten diese die AirTags etwa in ihren Taschen oder Autos. Für die Opfer ist klar: Dank Apple haben Stalker leichtes Spiel, deshalb fordern sie eine Entschädigung.

Dies sei dem US-Tech-Unternehmen aber bewusst, so der Experte. Deshalb seien bereits verschiedene Schutzmassnahmen ergriffen worden – wie etwa diese Warnung. «Wenn das Telefon feststellt, dass sich in der Nähe ständig ein unbekannter AirTag befindet, wird die Person gewarnt.»

Gezielte Suche nicht möglich

Beim Datenschutz sieht der Experte kein Problem. «Der AirTag ist eindeutig einem Telefon zugeordnet. Es ist Dritten aber nicht möglich, das zugehörige Telefon zu identifizieren», erklärt er. Zudem sei es auch nicht möglich, die AirTags von Personen in der Nähe gezielt zu suchen.

Nutzen Sie ein AirTag oder ein anderes Tracking-Gerät?

Einen Nachteil hat das System aber – und zwar genau den, den auch Leserin Anne erlebt hat. «Wenn zum Beispiel Tracker von Freunden mitgebracht werden oder man mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, besteht das Problem von Fehlalarmen», so Mathis.

«Das System überprüft jedoch, ob sich der AirTag in der Nähe seines zugehörigen Telefons befindet, wodurch die Anzahl der Fehlalarme reduziert wird.»

*Name der Redaktion bekannt

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