Darum findest du keine Wohnung, obwohl viel gebaut wird
Das Wohnraum-Angebot in der Schweiz wird knapper. Eine Studie zeigt, dass nicht nur massenweise neue Wohnungen entstehen. Viele werden auch abgebrochen.

Das Wichtigste in Kürze
- Obwohl viele neue Wohnungen entstehen, bleibt die Wohnungsnot in der Schweiz bestehen.
- Eine Studie zeigt, dass der sogenannte Wohnbausaldo kleiner ausfällt als angenommen.
- In Zürich wurden etwa 7500 Neubauwohnungen erstellt – 2100 aber auch abgebrochen.
Krane, Bagger, Baustellen. Letztes Jahr entstanden in der Schweiz 49'000 neue Wohnungen – ein klarer Anstieg gegenüber 2023. Eine positive Nachricht in der angespannten Wohnraum-Situation. Eigentlich.
Eine Studie des Immobilien-Analysten «Wüest Partner» zeigt nun aber: Wer ein neues Zuhause sucht, braucht weiter viel Geduld.
Ende 2015 standen pro Quartal noch 74 Wohneinheiten pro 1000 Haushalte zur Verfügung. Heute sind es nur noch 43.

Ein Grund dafür ist der sogenannte Wohnbausaldo (Verhältnis zwischen neu erstellten und abgebrochenen Wohnungen). Dieser fällt kleiner aus als erwartet, besagt die Studie.
Vor fünf Jahren wurde noch vorwiegend auf der grünen Wiese gebaut. Heute entstehen neue Wohnungen oft durch Ersatz-Neubauten, Aufstockungen oder Anbauten.
In Zürich wurden 2100 Wohnungen abgerissen
Beim Ersatz-Neubau müssen bestehende Wohneinheiten abgerissen werden, bevor neue entstehen können. Dadurch fällt der Wohnbausaldo tiefer aus als bei gleich grossen Neubauprojekten auf unbebautem Land.
Ein Blick auf die Zahlen des Kantons Zürich zeigt: Die Abbruchrate wächst im Verhältnis zu den neu erstellten Wohnungen. In den letzten fünf Jahren lag der relative Wohnbausaldo noch bei durchschnittlich 73 Prozent. Von 2010 bis 2014 waren es noch 82 Prozent.

Letztes Jahr wurden in Zürich 7500 Neubauwohnungen erstellt. Dennoch gab es nur einen Nettozugang von 5400 Einheiten. 2100 Wohnungen wurden abgebrochen.
Immer mehr Abbrüche in der Agglo
Somit wird die zu Beginn freudige Nachricht etwas relativiert: Wenn mehr gebaut wird, führt dies nicht automatisch zu mehr zusätzlichem Wohnraum. Immer öfter müssen bestehende Wohneinheiten weichen.
Vor allem in Grosszentren, steuerattraktiven Gemeinden und zunehmend auch in Agglos sind Abbrüche immer mehr Voraussetzung für neue Bauprojekte.
Die revidierte Raumplanung strebt eine Siedlungsentwicklung nach innen an. So ist der Ersatz-Neubau oft die einzige Möglichkeit, spürbar zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.
Bauen in die Höhe als Zukunfts-Strategie, aber ...
Als Zukunfts-Strategie wird in der Studie das Bauen in die Höhe genannt. Oftmals sei es die einzige Chance, Ziele der Raumplanung (Verdichtung und Eindämmung der Zersiedlung) mit der wachsenden Bevölkerung zu verbinden.
Aber Achtung: Auch das kann (zumindest optische) Probleme mit sich bringen, wie ein Bericht von Nau.ch im Januar zeigte ...

Ein modernes Bauprojekt auf einem traditionellen Zürcher Stadthaus bei der Langstrasse sorgte für kritische Stimmen. Es sehe aus «wie eine Baracke», klagte eine Anwohnerin.
Dank der Aufstockung konnte man aber letztlich auf den Abriss verzichten.
Überall sind solche An- und Aufbauten übrigens nicht möglich, heisst es in der Studie weiter. Bestehende Gebäudestrukturen sind oft nicht für höhere Lasten ausgelegt.