Coronavirus: Sind Kinder für die Übertragung wirklich harmlos?

Der Entscheid ist endgültig gefallen. Wie der Bundesrat in der gestrigen Medienkonferenz informierte, werden die obligatorischen Schulen am 11. Mai wieder öffnen. BAG-Krisenmanager Daniel Koch argumentierte: «Kinder sind sehr sehr marginal betroffen.»

Die Begründung, dass Kinder keinen signifikanten Beitrag zu der Übertragung des Coronavirus beitragen würden, ist jedoch umstritten. So widersprach am Abend Marcel Salathé, Epidemiologe an der ETH Lausanne, in der SRF-Sondersendung, so genau wisse man das gar nicht.

«Die Rolle, welche die Kinder spielen bei der Übertragung ist noch nicht wirklich bekannt», betont Salathé. Wissenschaftlich würde man es schlicht noch nicht wissen. Zwar sei es klar, dass sich Kinder mit dem Virus infizieren können. Inwiefern sie aber für Ansteckungen verantwortlich seien, sei noch offen.

Doch auch der Epidemiologe gibt zu bedenken: «Wenn sie eine wichtige Rolle spielen würden, hätte man das schon lange gesehen.» In diesem Sinne befindet er den Entscheid des Bundesrates als richtig. Das Wichtigste sei momentan jedoch, «dass wir nicht in eine zweite Welle geraten».

Die Geister scheiden sich bei diesem Thema Internationale Fachleute und Experten sind sich sicher, dass Kinder das Coronavirus auch asymptomatisch übertragen können.

So etwa John Williams, Arzt von der Universität in Pittsburgh. Gegenüber dem Magazin «Business Insider» erklärt er: Kinder können das Virus zwar in sich tragen, müssen aber nicht zwingend Symptome aufweisen. «Solche Infektionen treffen bei 10 bis 30 Prozent der erkrankten Kinder zu.»

«Asymptomatische Verteilung des Virus ist ein grosses Problem in der Entwicklung einer Epidemie», meint auch Yvonne Maldonado. Sie ist Vorsitzende des Ausschusses für Infektionskrankheiten an der «American Academy of Pediatrics».

Eine im April veröffentliche Studie mit Patienten aus China zeigte, dass 90 Prozent der infizierten Kinder entweder asymptomatisch waren oder nur leichte Symptome entwickelten. Dies verglichen zu sechs Prozent, die schwere oder kritische Infektionen entwickelten.

Daher würden für diese beiden Experten keine anderen Möglichkeiten als Social Distancing in Frage kommen.

Inwiefern die Kinder am 11. Mai in ihre Schule gelangen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga erklärte: «Der ÖV-Nahverkehr muss bis dann ein Schutzkonzept vorweisen. Die Transportwege der Schüler müssen geschützt sichergestellt sein.»