Kurz vor Weihnachten wurde Luzern zum Impf-Pionier gegen das Coronavirus. Nun ist der Vorsprung verpufft. Es hapert an der Logistik und einem Online-Tool.
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Blick in die Räumlichkeiten des Haupt-Impfzentrums Allmend auf der Messe Luzern, aufgenommen am Mittwoch, 23. Dezember 2020. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 23. Dezember impfte der Kanton Luzern die erste Person gegen das Coronavirus.
  • Luzerner Arztpraxen werden mit Anrufen von Impf-Willigen überhäuft.
  • Die Verzögerung im Kanton hängt vom Lieferzeitpunkt des Corona-Impfstoffes ab.

«Für uns ist heute schon Weihnachten», jubelte der Luzerner Regierungsrat Guido Graf bereits am 23. Dezember. Noch vor Weihnachten hatte der Zentralschweizer Kanton mit der ersten Spritze den Startschuss zur Corona-Impfkampagne in der Schweiz lanciert. Mit der ersten Impfdosis für eine 90-jährige Luzernerin drückte der Kanton aufs Gaspedal.

Es sei «ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität», erklärte der Vorsteher des kantonalen Gesundheits- und Sozialdepartements. Ziel sei es, bis im Juni 200'000 Luzernerinnen und Luzerner geimpft zu haben, so Graf.

Interview mit Guido Graf, - Nau.ch

Doch nun stockt es beim Schweizer Impf-Pionier. Noch immer ist unklar, wann sich die Luzernerinnen und Luzerner für die Impfung anmelden können. Dies sorge für Unsicherheit und Unmut, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.

Insbesondere die Hausärzte bekommen dies aktuell zu spüren. Sie müssen die zahlreichen Anrufenden auf unbestimmte Zeit vertrösten.

Logistik grosse Herausforderung

Gemäss dem Geschäftsführer der Luzerner Ärztegesellschaft, Ueli Zihlmann, werden die Arztpraxen mit Anrufen überflutet. «Es zeigt das Bedürfnis, sich impfen zu lassen», so Zihlmann gemäss dem Blatt. Nun brauche es aber Verständnis und Geduld seitens der Bevölkerung.

Die Verzögerung im Kanton hängt insbesondere vom Lieferzeitpunkt des Corona-Impfstoffes ab. Momentan sei davon einfach zu wenig vorhanden, so Zihlmann.

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Symbolbild zum Thema Corona-Impfung. - Symbolbild

Zudem sei die Logistik und das Handling des Pfizer/Biontech-Impfstoffes sehr komplex. Das Vakzin muss stark gekühlt werden und ist nur wenige Tage haltbar. Darum sei dieser Impfstoff «nicht die Lösung für Arztpraxen und Apotheker, sondern höchstens für die Impfzentren».

15'000 Impfdosen von Pfizer/Biontech wurden dem Kanton bis Ende Januar in Aussicht gestellt. Weitere 45'000 sollen von Moderna bis Ende Januar folgen. Vorausgesetzt, er wird von der Zulassungsstelle Swissmedic freigegeben.

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Neben Pfizer/Biontech ist der Moderna-Stoff die zweite Corona-Impfung, die in der Schweiz bereits zum Einsatz kommt. - AFP

Bisher wurden 1200 Bewohner sowie Mitarbeitende von Alters- und Pflegeheimen mit einer ersten Dosis geimpft. Bis Mitte Januar sollen dann alle Bewohner und Mitarbeitende geimpft und bis Ende Februar die zweite Dosis verabreicht werden.

Verzögerung bei Online-Registrierungstool

Eine grosse Verzögerung sieht Zihlmann derzeit aber auch beim Online-Tool für die Anmeldung zur Impfung. Dieses wird den Kantonen vom Bund zur Verfügung gestellt. Doch hier hapert es noch.

Gemäss David Dürr, Leiter Dienststelle Gesundheit und Sport, plane man nächste Woche das Tool zu implementieren. Dann sollen sich impfwillige Personen online registrieren können. Zihlmann fordert: «Da muss man jetzt unbedingt vorwärtsmachen.»

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Die erste Impfung im Kanton Luzern. - keystone

Hier drückt der Nachbarkanton Zug aufs Gaspedal. Bereits nächsten Montag will man dort das Online-Tool aufschalten, heisst es aus dem Kanton ganz konkret.

Coronavirus: Impf-Vorsprung verpufft

Das Luzern in Sachen Impfung ins Hintertreffen gerät, scheint derzeit noch nicht der Fall zu sein. Andere Kantone begannen erst Anfang des neuen Jahres.

Einzelne warten gar noch mit ihrer Impfkampagne ab. So etwa der Kanton Bern, der erst am 11. Januar startet. Doch angesichts der Verzögerungen scheint, als sei der Impf-Vorsprung der Zentralschweizer über die Festtage bereits verpufft.

Ohnehin warnte Guido Graf bereits bei der Lancierung der Impf-Kampagne in Luzern vor zu grossem Enthusiasmus. Es liege noch ein langer Weg bevor, so der Luzerner Gesundheitsminister. «Das Coronavirus wird uns sicher noch bis im dritten Quartal des nächsten Jahres beschäftigen.»

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