Eine Leserin geht regelmässig nach der Arbeit bei Coop einkaufen – um vor Ladenschluss noch ein paar Schnäppli zu machen. Doch das wird immer schwieriger.
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Eine Leserin wundert sich über vermeintlich immer weniger rote Kleberli in den Coop-Filialen. Was steckt dahinter? - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz vor Ladenschluss werden frische Lebensmitte oft zum reduzierten Preis verkauft.
  • Eine Leserin ist enttäuscht: Sie findet bei Coop immer seltener solche Schnäppli.
  • Es gibt mögliche Gründe – aber vielleicht ist es auch Zufall.
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«Ich gehe immer nach der Arbeit Einkaufen, weil es da oft reduzierte Lebensmittel gibt. Aber in letzter Zeit finde ich vor allem bei Coop kaum noch Schnäppli», wundert sich die Bernerin Jolanda Z.* (26).

«Ich sehe die Leute oft kurz vor Ladenschluss um die Regale herumtigern. Sie warten richtiggehend darauf, dass das Verkaufspersonal die roten Kleberli anklebt.»

Ihre Vermutung: «Vielleicht stürzen sich die Leute wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise auf die Rabatte. Und deshalb werden sie blitzschnell verkauft.»

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Kurz vor Ladenschluss reduzieren Coop, Migros und Co. Lebensmittel, die sie am nächsten Tag nicht mehr verkaufen können. (Archivbild)
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Eine Nau.ch-Leserin wundert sich darüber, dass sie immer weniger solche Angebote findet. (Symbolbild)
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Unklar ist, ob es sich dabei um einen Zufall handelt – oder ob die reduzierten Artikel beispielsweise wegen der Inflation blitzschnell wegkommen. (Symbolbild)
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Ein schweizweites Phänomen ist es laut Coop allerdings nicht – da habe es keine grossen Veränderungen gegeben. Aber es sei von Filiale zu Filiale unterschiedlich. (Symbolbild)
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Klar ist: Seit Juni arbeitet Coop mit «Too Good To Go» zusammen. Ob das einen Zusammenhang hat, verrät Coop aber nicht. (Symbolbild)

Konsumexperte Christian Fichter sagt zu Nau.ch: «Das ist eine interessante Beobachtung – mir liegen dazu keine belastbaren Zahlen vor. Es scheint mir aber plausibel.»

Dass die reduzierten Waren wegen der Inflation schneller wegkommen, kann Coop nicht bestätigen. Man stelle keine nennenswerte Änderung fest.

Sprecher Caspar Frey erklärt aber: «Wir machen grundsätzlich sehr gute Erfahrungen mit Artikeln, die wir kurz vor Ablauf der Verkaufsfrist reduziert anbieten.» Das Angebot sei von Tag zu Tag und je nach Filiale unterschiedlich.

Coop verkauft Waren vor Ablaufdatum in Überraschungspäckli

Ein anderer möglicher Grund: Seit Juni arbeitet Coop mit «Too Good To Go» zusammen. Über die App kann man Lebensmittel reservieren, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können.

Verschwinden die reduzierten Waren also einfach in den «Too Good To Go»-Säckli? Das beantwortet Coop nicht – Frey sagt über die Überraschungspäckli nur: «Sie stossen auf grosses Interesse und werden rege bezogen.»

Einen Teil der Lebensmittel, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können, spendet Coop an «Tischlein deck dich». Die Organisation rettet Lebensmittel und verteilt sie an Armutsbetroffene. Könnte das der Grund sein für die fehlenden Schnäppli?

Armutsbetroffene erhalten mehr Lebensmittel-Spenden

«Wir merken, dass die Nachfrage steigt», sagt Dina Hungerbühler von der Organisation zu Nau.ch. Ob das mit der Inflation zusammenhängt, kann sie nicht sagen.

Aber: «Die Menge von Lebensmitteln aus dem Detailhandel, beispielsweise von Migros und Coop, nahm in den letzten Jahren zu. Denn wir arbeiten auch laufend daran, diese Zusammenarbeiten zu vertiefen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um noch geniessbare Lebensmittel zu retten.»

Eine weitere mögliche Erklärung: Vielleicht hat Coop die Erfahrung gemacht, dass die Kunden extra bis kurz vor Ladenschluss mit dem Einkaufen warten. Deshalb könnte die Detailhändlerin weniger Waren reduzieren.

Gibt es in Ihren Lieblingsläden weniger Lebensmittel-Schnäppli?

«Das wäre ja auch ökonomisch nachvollziehbar und verständlich», meint Konsumexperte Fichter. «Ob es aber wirklich gezielt so gesteuert wird, das wissen nur die Detailhändler selber.» Caspar Frey betont, Coop habe keine Kunden beobachtet, die aktiv auf die roten Kleber warten.

Eine definitive Erklärung für den angeblichen Schnäpplischwund gibt es also nicht – fest steht laut Fichter: Wenn die Menschen wahrnehmen, dass alles teurer werden, dann sparen sie auch mehr.

*Name der Redaktion bekannt

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