Carter wünschte von Schweizer Koch vor allem Südstaatenspeisen
Während seiner Amtszeit wurde der am Sonntag verstorbene ehemalige US-Präsident Jimmy Carter vom Schweizer Küchenchef Henry Haller bekocht.

Der am Sonntag verstorbene ehemalige US-Präsident Jimmy Carter ist während seiner Amtszeit vom Schweizer Küchenchef Henry Haller bekocht worden. Dieser erlebte unter dem 39. Präsidenten gar einen seiner stressigsten Momente in seinem Berufsleben.
Haller diente unter fünf US-Präsidenten als Chefkoch im Weissen Haus. Als Jimmy Carter im Jahr 1977 ins Weisse Haus einzog, wurden vor allem Gerichte aus den Südstaaten gewünscht. Der aus Georgia stammende Präsident mochte insbesondere Kohlgemüse und Mais, aber auch selbstgemachtes Pfirsicheis und fast jeden Käse, wie er selber mal in US-Medien verriet.
Demnach gab es aber offenbar zunächst Bedenken, ob der Küchenchef in der Lage sein würde, die von den Carters gewünschten ländlichen Gerichte zuzubereiten. Ein Mitarbeiter von Jimmy Carter wurde losgeschickt, um die Köche des Weissen Hauses zu fragen, ob sie Landhausküche kochen könnten. Sie hätten geantwortet: «Ja, wir kochen diese Art von Essen schon seit 20 Jahren für die Bediensteten.»
«Barbecue» mit Japans Premier Ohira 1979 im Weissen Haus
Ein Geschäftsessen in Carters Amtszeit verlieh einem Ereignis gar den Namen «Grill-Diplomatie». Das war, als der japanische Premierminister Masayoshi Ohira 1979 dem Weissen Haus einen Besuch abstattete. Carter wollte unbedingt ein amerikanisches «Barbecue».
So entschied sich das Personal, eine Mahlzeit mit gebratenem Büffel, Spanferkel und gegrilltem Huhn zusammenzustellen. Da die Mitglieder der Carter-Administration und die japanischen Besucher gewichtige Angelegenheiten wie Abkommen und Handelsstreitigkeiten besprechen sollten, nannten die Medien das Ereignis schliesslich «Grill-Diplomatie».
Stressmoment für Schweizer Koch in Carters Amtszeit
Daneben erlebte der Schweizer Koch unter Carter einen der grössten Stressmomente seiner Karriere, wie er 1987 einer Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erzählte. Das sei im Jahr 1978 beim «Peace-Treaty Dinner» für 1300 Personen gewesen. Das Diner gab Carter nach geopolitisch bedeutenden Verhandlungen auf der Erholungsanlage Camp David für den ägyptischen Staatspräsidenten Anwar el Sadat und den israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin.
Die Gespräche führten zur Unterzeichnung des israelisch-ägyptischen Friedensvertrags. Haller hatte genau eine Woche Zeit, um das bedeutende Staatsgaladiner zu planen und alles zu kochen.
Henry Haller kam ursprünglich aus Altdorf in Uri und veröffentlichte ein Buch über seine Erfahrungen im Weissen Haus, wo er 21 Jahre lang diente: «The White House Family Cookbook» enthält mehr als 250 Rezepte. Im Jahr 1987 ging Haller in den Ruhestand. Er starb im Jahr 2020 in der Nähe von Washington im Bundesstaat Maryland.