Rund tausend Einsätzkräfte suchen nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua (IT) weiterhin nach Überlebenden. Die Opferzahl steigt währenddessen auf 42 an.
Der Tag nach dem Unglück - so ist die Lage in Genua. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Brückeneinsturz in Genua (IT) am Dienstag kamen 42 Menschen ums Leben.
  • 16 weitere Personen sind verletzt, zwölf davon schwer. Die Rettungsarbeiten laufen.
  • Zahlreiche Menschen werden vermisst. Nau ist in Genua und berichtet vom Unglücksort.

Genua (IT) gleicht momentan einer Geisterstadt: Nach dem Brückeneinsturz von gestern Dienstag wurden die Menschen rund um das Gebiet evakuiert. Ein langes Stück des Polcevera-Viadukts fehlt. Es ist gestern abgebrochen – wieso ist noch unklar. Bereits wurde gemunkelt, ein Blitz habe eingeschlagen und dieser habe dann den Einsturz ausgelöst. Die Autos, die nicht mit in die Tiefe gerissen wurden, stehen immer noch genau gleich da wie gestern. Im Zuge der nächtlichen Rettungsarbeiten konnten weitere Leichen geborgen worden. Die Zahl der Toten stieg damit auf 42, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am frühen Mittwochmorgen unter Berufung auf die Präfektur in Genua berichtete. Schweizer sind nicht dabei.

Polcevera-Viadukt
Brückeneinsturz in Genua (IT): Am Dienstagmittag war während eines schweren Unwetters der Polcevera-Viadukt – auch Morandi-Brücke genannt – auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. - Nau

Unter den 42 Opfern sind auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren, wie Ansa bereits in der Nacht unter Berufung auf das Innenministerium gemeldet hatte. Darüber hinaus seien 16 Menschen verletzt worden, unter ihnen sind zwölf Schwerverletzte. Noch immer werden zahlreiche Menschen vermisst. Die Suche nach Überlebenden wird voraussichtlich noch mehrere Tage andauern. Die leicht zugänglichen Bereiche sind bereits durchsucht worden. Nun werden grössere Betontrümmer verräumt, um die Suche auch auf schwer erreichbare Orte auszuweiten. Etwa 400 Mitglieder der Berufsfeuerwehr stehen im Einsatz.

Am Dienstagmittag war während eines schweren Unwetters der Polcevera-Viadukt – auch Morandi-Brücke genannt – auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. Um die 30 Fahrzeuge waren zu der Zeit auf der Brücke unterwegs: Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera.

Blick auf die eingestürzte Autobahnbrücke Ponte Morandi, von der ein Teilstück mehr als 40 Meter in die Tiefe gestürzt ist.
Blick auf die eingestürzte Autobahnbrücke Ponte Morandi, von der ein Teilstück mehr als 40 Meter in die Tiefe gestürzt ist.
Die Autos stehen noch genau so dort, wie sie am Dienstag vom Einsturz überrascht wurden.
Die Autos stehen noch genau so dort, wie sie am Dienstag vom Einsturz überrascht wurden.
Die Bauarbeiten bei der eingestürzten Brücke in Genua (IT).
Die Bauarbeiten bei der eingestürzten Brücke in Genua (IT).
Blick auf Genua (IT).
Blick auf Genua (IT).
Die eingestürzte Brücke auf der Autobahn A10 in Genua (IT).
Die eingestürzte Brücke auf der Autobahn A10 in Genua (IT).

Regierungschef will Verwantwortliche bezahlen lassen

Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte hat nach dem Brückeneinsturz grössere Anstrengungen bei der Kontrolle der Infrastruktur versprochen. «Das, was in Genua passiert ist, ist nicht nur für die Stadt eine tiefe Wunde, sondern auch für Ligurien und ganz Italien», schrieb Conte Mittwochnacht auf Facebook. Die Tragödie «verbrüdert alle» und dränge darauf, nach den Ursachen zu suchen, erklärte Conte.

Die eingestürzte Morandi-Brücke in Genua ist schon lange umstritten. Die Ingenieurswebseite «ingegneri.info» nannte das Unglück am Mittwoch eine «vorhersehbare Tragödie» - es habe immer schon «strukturelle Zweifel» am Bau des Ingenieurs Riccardo Morandi gegeben.

Ausserdem will die italienische Regierung den Autobahnbetreiber zur Rechenschaft ziehen. Zunächst müsse die Führung des Unternehmens Autostrade per l'Italia zurücktreten, forderte Verkehrsminister Danilo Toninelli. Ausserdem prüfe die Regierung die Auflösung des Vertrags mit der Firma sowie Bussgeldforderungen in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro (169 Millionen Franken). Autrostrade hat den Vorwurf von Pflichtverletzungen bei der Überwachung des Bauwerkes zurückgewiesen.

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