In Brienz GR wurde die Phase Blau ausgerufen. Die Geschwindigkeit der Felsmassen hat sich in kurzer Zeit verzehnfacht.
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In Brienz GR donnern täglich Felsbrocken ins Tal. - Blick TV/Gemeinde Albula/Alvra
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Brienz hat die Phase Blau begonnen.
  • Ein grosser Teil der Insel ist in einem Schuttstrom abgerutscht.
  • Er hat das Dorf nur knapp verfehlt.

In der Nacht auf Freitag hat Brienz GR wegen des drohenden Felssturzes die höchste Alarmstufe ausgerufen. In der Phase Blau darf das Dorf unter keinen Umständen betreten werden.

Einige Stunden später teilten die Behörden auf Twitter mit, dass wohl ein grosser Teil der Insel oberhalb von Brienz sehr schnell abgerutscht sei. Messdaten und Bildauswertungen liessen dies vermuten. Ob es im Dorf Schäden gegeben habe, sei noch unklar.

Am frühen Morgen hiess es dann, die Felsmassen hätten das Dorf nur knapp verfehlt. Auf der Kantonsstrasse beim Schulhaus seien meterhohe Ablagerungen hinterlassen worden.

Zuvor schrieb die Gemeinde, dass sich die Geschwindigkeit der Felsmassen seit Donnerstagvormittag verzehnfacht habe. Ein «sehr grosses Ereignis» habe eingesetzt.

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In der Nacht zum Freitag ist vom «Insel»-Bereich des Berghangs über Brienz/Brinzauls ein grosser Schuttstrom abgegangen. Die Behörden riefen die höchste Alarmstufe Blau aus. - sda - Gemeinde Albula/Alvra

Ein Sprecher der Gemeinda Albula berichtet gegenüber SRF, dass man höre, dass etwas in Gang sei. Was genau passiere, könne man aber wegen der Dunkelheit nicht sagen. Spezialisten gehen davon aus, dass die Insel oberhalb des Dorfes jederzeit abbrechen könnte. Dies sagt Yvonne Dünser, die Sprecherin der Räthischen Bahn AG (RhB).

Die RhB habe deshalb auf der Albulalinie die sofortige Schliessung der Strecke Tiefencastel – Filisur verfügt. Da auch die parallel zur Bahnlinie verlaufende Landwasserstrasse gesperrt ist, könne kein Bahnersatz mit Bussen angeboten werden. Reisende vom/ins Engadin sollen nun laut RhB via Vereinalinie reisen und Reisende Richtung Filisur, Bergün/ Bravuogn, Preda und Spinas via Landquart – Davos – Filisur.

Immer wieder Felsstürze in Brienz GR

Erst am Dienstag hatte es am absturzgefährdeten Berghang ein Felssturz ereignet. Experten erwarteten seitdem einen Wechsel in der Dynamik am Berg, allerdings mit unklarer Richtung. Die abgestürzten Felsen waren im Geröllfeld unterhalb des Berghanges liegen geblieben. Das Volumen der abgestürzten Felsen werde auf «einige tausend Kubikmeter» geschätzt, twitterte die Gemeinde Albula/Alvra.

Solche Felsstürze seien eines von drei möglichen Szenarien am Berg. Weitere Szenarien seien ein kontinuierlicher Schuttstrom und ein grosser Bergsturz.

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Das Dorf Brienz GR ist aktuell menschenleer, das Betreten ist strikt verboten. - keystone

Die Blockschläge hatten der Gemeinde zufolge zuletzt weiter zugenommen. Als Felssturz werden Gesteinsabbrüche mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern bezeichnet. Erst ab einer Million Kubikmeter Gestein wird aus dem Felssturz ein Bergsturz.

Landwirtinnen und Landwirte hatten am Dienstag noch Zutritt zu den Wiesen unterhalb des Dorfes erhalten, um heuen zu können. Wegen der hohen Blockschlag-Aktivität wurde der Zutritt aber wieder aufgehoben. Mit dem heutigen Wechsel der Gefahrenstufen von Rot auf Blau ist der Zutritt nun gänzlich verboten.

Wegen der Verschärfung der Alarmstufe wurden die Kantonsstrassen von Tiefencastel GR Richtung Surava (Landwasserstrasse) und Richtung Lenzerheide GR (Julierstrasse), sowie die Albula-Linie der Rhätischen Bahn mit sofortiger Wirkung gesperrt.

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