Bloss kein Familienschlauch! Darum flüchten viele in die Ferien
Immer mehr Menschen vernachlässigen das Weihnachtsfest mit den Angehörigen und reisen in die Ferien. Viele feiern nur noch im kleinen Rahmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Für viele ist das Weihnachtsfest Teil der Familientradition.
- Heutzutage fliehen jedoch vermehrt Menschen über die Festtage in die Ferien.
- Die jüngeren Generationen sind in Bezug auf das Weihnachtsfest flexibel.
Weihnachten am Strand oder in den Bergen – immer mehr Menschen verreisen in den Weihnachtsferien.
Während das Weihnachtsfest bei vielen Familien fest im Kalender verankert ist, verliert die Tradition bei anderen an Wert. Eine Befragung in Deutschland, durchgeführt von einem Hamburger Marktforschungsinstitut, bestätigt dies.
Demnach werden Ferienreisen während der Weihnachtszeit immer beliebter. 77 Prozent der Befragten können sich vorstellen, während der Feiertagen zu verreisen.
Auch in der Schweiz sind Ferien während der Weihnachtszeit sehr gefragt. «Die Weihnachts- und Neujahrszeit gehört neben den Sommer- und Herbstferien zu den reisestärksten Zeiten», so Livia Caluori vom Flughafen Zürich.
An Spitzentagen erwarte der Flughafen rund 100'000 Passagiere.
Der Psychiater und Psychotherapeut Gregor Hasler beobachtet, dass immer mehr auf das Feiern mit der Familie verzichten: «Viele Menschen feiern Weihnachten heute bewusst kleiner oder anders als früher, teils im engen Kreis, teils gar nicht.»
Viele wollen Konflikte vermeiden.
Dies zum einen aus Selbstfürsorge. Aber: Auch zur Konfliktvermeidung. «Wer weiss, dass familiäre Treffen emotional belastend sind, entscheidet sich häufiger dagegen», so Hasler gegenüber Nau.ch.
Die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität mache das Fest besonders konfliktanfällig: «Weihnachten bringt Vergangenheit und Gegenwart zusammen: Alte Familienrollen, ungelöste Kränkungen, Vergleiche zwischen Lebensentwürfen. Gleichzeitig soll alles ‹schön› sein», sagt Hasler.
Um solche Konflikte zu umgehen, bleiben manche dem Familienfest aus Selbstschutz fern. Für jüngere oder gut eingebettete Menschen könne das befreiend sein.
«Für ältere oder sehr einsame Menschen kann das Ausbleiben gemeinsamer Rituale hingegen schmerzhaft sein und Isolation verstärken», so Hasler.
Das Weihnachtsfest wird flexibler
Bezüglich Zeitpunkt der Weihnachtsfeier sei man heute flexibel, sagt Generationenforscher François Höpflinger: «Neu ist, dass Weihnachtsfeiern teilweise zeitlich nach vorn oder nach hinten verschoben werden.»
Demnach sei es heutzutage wohl besser akzeptiert, wenn Familienangehörige in der Weihnachtszeit im Ausland Ferien machen.
Die Flexibilität ist bei jüngeren Menschen ausgeprägter als bei älteren Generationen. Auch bezüglich der Art und Weise, wie das Fest gefeiert wird, lasse sich dies erkennen: «Etwa an der Bereitschaft, eine familiale Weihnachtsfeier auch in einem Restaurant zu feiern», so Höpflinger.












