Blatten VS: 57 Millionen Franken Spenden – doch wer kriegt etwas?
Die Verschüttung des Walliser Dorfes Blatten löste eine Welle der Solidarität aus. Noch ist aber unklar, wer von den Spenden profitieren kann.

Das Wichtigste in Kürze
- 57 Millionen Franken sind für Blatten VS gespendet worden.
- Die Verteilung der Gelder ist allerdings noch unklar.
- Ein Teil soll auch in den Wiederaufbau des Walliser Bergdorfes fliessen.
Nach dem verheerenden Bergsturz im Walliser Dorf Blatten sind bisher rund 57 Millionen Franken an Spenden und Hilfsgeldern zusammengekommen. Dennoch ist bislang nur ein kleiner Teil dieser Summe tatsächlich an die Betroffenen ausbezahlt worden.
Die vollständige Verteilung der Gelder dürfte sich noch über Jahre hinziehen, wie SRF berichtet.
Gespendet haben zahlreiche Akteure: Privatpersonen, politische Parteien, Banken, Unternehmen, Vereine, Kirchgemeinden sowie zahlreiche Gemeinden und Kantone.
Im Wallis wurde sogar eine eigene Spendengala für Blatten organisiert. Auch der Bund leistete Soforthilfe von fünf Millionen Franken.
Unmittelbar nach dem Unglück erhielten die rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner von Blatten Soforthilfe in Höhe von je 2000 Franken. Finanziert wurde diese durch Caritas, das Schweizerische Rote Kreuz und die Glückskette.
Kommission überwacht Spendenverteilung
In einer zweiten Phase werden nun Mietkosten, Einnahmeausfälle und Betriebsunterbrüche unterstützt, die von der Versicherung nicht gedeckt sind.
Die Glückskette sagt gegenüber SRF: «Bei einer solchen Katastrophe kann diese Unterstützung über mehrere Monate oder sogar Jahre hinweg nötig sein.»
Viele der Spenden sind zweckgebunden: So sammelt die Stiftung Blatten derzeit Mittel für den Wiederaufbau historischer Gebäude. Auch die Glückskette will die Pläne der Gemeinde aktiv unterstützen. Ziel sei es, Blatten innerhalb von drei bis fünf Jahren wieder aufzubauen.
Die Verteilung der finanziellen Hilfe ist aktuell noch nicht abschliessend geregelt. Eine vom Kanton eingesetzte Spendenkommission soll sicherstellen, dass die Gelder zielgerichtet eingesetzt werden. Details dazu gibt der Kanton derzeit nicht bekannt.
Was passierte nochmals in Blatten?
Zur Erinnerung: In den Tagen vor der Katastrophe wurden am Kleinen Nesthorn und am Birchgletscher deutliche Bodenbewegungen und Risse festgestellt.
Die Behörden reagierten schnell: Bereits am 19. Mai wurden die rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner von Blatten evakuiert.
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Am 28. und 29. Mai kam es zu mehreren massiven Fels- und Gletscherabbrüchen. Diese verschütteten das Dorf und Teile des Flusslaufs der Lonza – und es bildete sich ein See.
Ein 64-jähriger Mann kam beim Bergsturz ums Leben. Die weiteren rund 300 Einwohnenden konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Doch sie verloren alles, was sie besassen, innerhalb von Sekunden.
Zwei Tage nach dem Bergsturz verschaffte sich Nau.ch-Reporter Nico Leuthold aus der Luft einen Überblick über die Lage im verschütteten Bergdorf:
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