Weil seine Quellen versiegen, karrt ein Berner Bauer täglich Tausende Liter Wasser auf die Hinteregg. Die Trockenheit der Alp wurde von der Ausnahme zur Regel.
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Durstige Kühe an einer leeren Tränke. 50 bis 100 Liter trinkt ein Tier am Tag. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Quellen auf den Jurahöhen der Hinteregg ob Rumisberg sind beinahe versiegt.
  • Bauer Martin Seiler fährt darum jeden Tag bis zu 12'000 Liter Wasser auf die Alp.
  • Trockene Sommer und schneearme Winter sind problematisch für das Grundwasser.

Rund 170 Rinder und Mutterkühe mit Kälbern verbringen die rund 100 Tage ihres Alpsommers auf der Hinteregg ob Rumisberg BE. Auch für die Tiere gilt: Bei der herrschenden Hitze und Trockenheit müssen sie viel trinken.

Früher wurde dieses Bedürfnis von den hauseigenen Quellen auf der Alp abgedeckt. Doch weil diese jetzt praktisch versiegt sind, muss Bauer Martin Seiler seit zwei Wochen täglich Tausende Liter Wasser heraufkarren. Das beschreibt eine Reportage der «BZ».

Zweimal pro Tag mit 6000 Litern auf die Alp

Rund 50 Liter säuft ein einziges Rind am Tag, gar 100 Liter und mehr sind es bei einer Mutterkuh. Seiler fährt mit seinem Tank-Anhänger am Traktor also bis zweimal pro Tag die acht Kilometer hinunter nach Wiedlisbach BE. Mit 4000 bis 6000 Litern im Schlepptau geht es danach zurück auf die Alp.

Solche Wasserfahrten auf die Hinteregg gab es schon immer, geben die ansässigen Bauern zu Protokoll. Inzwischen sei aus der Ausnahme aber die Regel geworden. Insgesamt 120’000 Liter wurden bis zum Ende der letzten Sömmerung im September hochgeschafft.

Entwicklung von Alp-Quellen «extrem»

Eigentlich gibt es auf der Hinteregg mehrere Quellen, die den Wasserbedarf von Mensch und Tier einmal decken konnten. Sechs Liter pro Minute habe die Hauptquelle der Alp noch im Sommer 2014 geliefert.

Hitzewelle 37 Grad
Kühe haben einen Schattenplatz aufgesucht, um der Sommerhitze zu trotzen. Ihr grosser Durst trifft im Sommer auf vielen Alpen auf kleiner werdende Quellabflüsse.
Jura Schweiz Bern Landschaft Panorama
Eine Panorama-Aussicht im Berner Jura.
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Das Wasserschloss trocknet aus: Ein Doktorand sammelt Proben an einer Quelle im Val Mingèr im Schweizer Nationalpark.
wiedlisbach
Die Wiedlisbachstrasse von Rumisberg nach Wiedlisbach: Hier tuckert Seiler mit seinem Traktor mittlerweile täglich durch die Gegend.

Keine zehn Jahre später seien es noch 1,2 Liter, wird der Wasserverantwortliche der Alpgenossenschaft, Ernst Anderegg, zitiert. «Diese Entwicklung ist extrem.»

Problematisch für das Grundwasser sind nicht nur die trockenen Sommer. Auch schneearme Winter tragen dazu bei, dass die Quellen im Berg immer weniger Wasser hergeben, erklärt Anderegg. Geplant ist darum ein neuer, effizienterer Wasserspeicher.

Bafu: Grundwasservorkommen zunehmend unter Druck

Ausgerechnet im Wasserschloss Schweiz muss sich die Landwirtschaft neue Lösungen zum Umgang mit schwindenden Ressourcen überlegen. Gerade höher gelegene Quellen seien offenbar anfälliger für Trockenheit, heisst es beim Berner Amt für Wasser und Abwasser.

Wieviel trinken Sie am Tag?

Die Grundwasservorkommen insgesamt geraten in der Schweiz zunehmend unter Druck, warnt das Bafu in seinem Grundwasser-Beobachtungsbericht von 2022.

Die Qualität werde durch künstliche und meist langlebige Substanzen verschlechtert. Hinzu kommt: Länger anhaltende Trockenperioden führen häufig zu niedrigen Grundwasserständen und Quellabflüssen.

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