Berggänger finden im Wallis mit IceWatcher Überreste im Eis

Keystone-SDA
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Sion,

Leder, Holz, Militärgeschosse: Die Gletscher geben jedes Jahr Überreste aus der Vergangenheit frei. Dieses Jahr konnten im Wallis Berggänger erstmals mit einer App Gletscherfunde melden, die von Archäologen ausgewertet werden.

Auf dem Theodulgletscher oberhalb von Zermatt wurde der erste Gletscherfund mit Hilfe der Applikation IceWatcher geortet .
Auf dem Theodulgletscher oberhalb von Zermatt wurde der erste Gletscherfund mit Hilfe der Applikation IceWatcher geortet . - sda - AC-OCA / 2021

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Folge der globalen Erwärmung schmelzen Gletscher und geben Objekte frei, die manchmal seit Hunderten oder Tausenden von Jahren eingeschlossen waren.

Um diese Überreste aufzulisten und zu schützen, bevor sie an der frischen Luft zerfallen, lancierte das Kantonale Amt für Archäologie Wallis 2021 das Projekt IceWatcher, Mit der App-Anwendung kann jede und jeder Gletscherfunde melden.

Durch die App-Anwendung, die rund 500 Mal heruntergeladen wurde, habe die Zahl der Meldungen zwar nicht zugenommen, aber die Berggänger seien besser informiert, wie sie mit den Funden umgehen sollten, freut sich Kantonsarchäologe Romain Andenmatten in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Früher kam es vor, dass uns die gefundenen Objekte per Post zugestellt wurden oder die Geolokalisierungsdaten unvollständig waren.»

Laut Andenmatten wurden dem Amt zwischen August und dem 20. Oktober fünf Objekte gemeldet. Drei von ihnen dürften einen archäologischen Wert haben. Die Funde sollen nun mit der Radiokarbonmethode oder über die Jahresringe des Holzes datiert werden. Die Ergebnisse werden für das erste Halbjahr 2022 erwartet. Sie werden laut Andenmatten auf jeden Fall in die kantonale Sammlung aufgenommen.

Bei einem der gefundenen Objekte handelte es sich um ein Fragment einer militärischen Munition, wie sie oft in ehemaligen Gebirgsübungsplätzen gefunden würden. Solche Funde dürften nicht angerührt werden und sollten dem nationalen Zentrum für Blindgängerfunde gemeldet werden.

Der fünfte Fund stammt aus dem Oberwallis und kann laut dem Kantonsarchäologen möglicherweise mit dem Verschwinden einer Person in den Bergen im 20. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden. Diese Überreste seien an die Gerichtsmedizin weitergegeben worden.

Angesichts der vielen Gletscher braucht es laut dem Kantonsarchäologen die Beteiligung der Alpinisten, um die Spuren der Geschichte zu bewahren. «Die Berggänger sind unsere Augen,» sagt Andenmatten. Und die Anwendung ermögliche es ihnen nun, schnell und unter Einhaltung eines sehr einfachen Verfahrens mit dem Amt für Archäologie zu kommunizieren.

Im Falle einer Entdeckung ist das Wichtigste, die Objekte nicht zu berühren. Sie sollen stattdessen fotografiert werden, und die Fundstelle sollte mit einem GPS oder auf einer Karte lokalisiert werden.

Obwohl IceWatcher zurzeit nur im Wallis angewendet wird, könnte die App technisch überall auf der Welt funktionieren. Ausserhalb des Kantons müssen Gletscherfunde weiterhin auf klassischem Weg an die Archäologen oder an die Polizei gemeldet werden. Andenmatten plädiert allerdings dafür, dass IceWatcher in der gesamten Schweiz und im benachbarten Ausland eingesetzt wird und erinnert daran, «dass auf Gletschern keine Grenzen existieren».

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