Die Explosion in Beirut wurde höchstwahrscheinlich durch ein Ammoniumnitrat-Lager verursacht. In der Schweiz gibt es für die Lagerung strenge Vorschriften.
Libanon Explosion
In Beirut explodierte eine Lagerhalle. Dieses Bild zeigt das Ausmass der Zerstörung. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Explosion in Beirut kamen mehr als 100 Menschen ums Leben.
  • Bereits in der Vergangenheit kam es zu Vorfällen mit Ammoniumnitrat.
  • In der Schweiz gelten für Lager mit ammoniumnitrathaltigen Düngern strenge Vorschriften.

Eine riesige Explosion erschütterte am Dienstag Libanons Hauptstadt Beirut. Als wahrscheinlichste Ursache gilt im Moment die Explosion eines Ammoniumnitrat-Lagers im Hafen der Stadt. Weshalb dieses explodierte, ist allerdings noch immer unklar.

Ammoniumnitrat ist ein kristalliner Stoff, der sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet. Die zu den Salzen gehörende Substanz wird hauptsächlich zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoffen verwendet.

Situation in der Schweiz

In der Schweiz gibt es diverse Lager mit ammoniumhaltigem Düngemittel. Auch hier kann es zu gefährlichen Situationen kommen.

«Die Gefährlichkeit eines Ammoniumnitratdüngers ergibt sich aufgrund seiner Zusammensetzung», schreibt das Bafu auf Anfrage von Nau.ch. «Dünger, welche aufgrund ihrer Zusammensetzung bezüglich Brand- und Explosionseigenschaften gefährlicher sind, unterstehen ab einer Menge von 20 Tonnen der Störfallverordnung. Die weniger gefährlichen ab einer Menge von 200 Tonnen.»

Bafu
Das Bafu-Hauptgebäude in Ittigen BE. - Keystone

Für diese Lager bestehen in der Schweiz bestimmte Sicherheitsvoraussetzungen, die eingehalten werden müssen. Die Vorgaben betreffen etwa Brandschutz, Lagerungs- und Zusammenlagerungsbedingungen.

Gemäss Bafu geht die Schweiz mit der Störfallverordnung, welche seit 2011 gilt, einen Schritt weiter als andere Länder. «Die Inhaber der Lager müssen mit einem Kurzbericht und einer Risikoermittlung abklären, was bei einem ausserordentlichen Ereignis passieren könnte.» Wenn die Risiken von den zuständigen kantonalen Behörden als nicht tragbar beurteilt werden, müssen die Inhaber zusätzliche Sicherheitsmassnahmen umsetzen.

Düngemittel-Fabriken und Frachter

Die Explosion in Beirut, die nach aktuellem Stand über 135 Tote und mehr als 5'000 Verletzte forderte, ist bei weitem nicht die erste, die durch Ammoniumnitrat ausgelöst wurde.

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Beirut kurz nach den Explosionen. - AFP

Am 21. September 1921 explodierte das Oppauer Ammoniakwerk in Ludwigshafen am Rhein (D). Dabei starben 599 Menschen, 1'977 wurden verletzt. Auslöser der Explosion war eine Änderung im Produktionsverfahren.

Genau 80 Jahre später explodierte ein Ammoniumnitrat-Lager in einer Düngemittel-Fabrik in Toulouse (F). Dabei starben 31 Menschen und es gab tausende Verletzte.

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Die Düngemittel-Fabrik in Toulouse (F) nach der Explosion am 21. September 2001. - Keystone

In den USA explodierten im Hafen von Texas City zwei mit Ammoniumnitrat beladene Frachter. Bei dem Unglück im April 1947 starben mehr als 600 Menschen und es gab mehr als 8'000 Verletzte. Ein weiterer Frachter explodierte nur wenige Monate später im Hafen von Brest (F). Dies forderte 26 Tote und mehr als 100 Verletzte.

Nutzung bei Terroranschlägen

Sein Einsatz als Sprengstoff führte auch dazu, dass der Stoff in der Vergangenheit bei Anschlägen verwendet wurde. So etwa beim Anschlag in Oklahoma City am 19. April 1995. Dabei kamen 168 Menschen ums Leben, mehr als 800 weitere Personen wurden verletzt.

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Das Alfred P. Murrah Federal-Gebäude nach dem Bombenanschlag mit Ammoniumnitrat in Oklahoma City, am 5. Oktober 1995 - Keystone

Auch Anders Behring Breivik nutzte Ammoniumnitrat für seine Autobombe in Oslo, die er als Ablenkungsmanöver vor seinem Terroranschlag auf der Insel Utoya hochgehen liess. Durch die Autobombe im Regierungsviertel starben acht Menschen, später tötete Breivik auf Utoya 77 Menschen.

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